Angefahren: Der Ford Fiesta ST krallt sich mit 182 PS in den Asphalt

30. Dezember 2014
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Technisch ist der Ford Fiesta ST längst nicht so weit wie der jüngste Zugang in der sportlichen Fiesta-Riege, der Ford Fiesta Sport. Doch auch der ST hat schon mit einer EcoBoost-Aufladung die Kölner Werkshallen verlassen und versteht es, den bissigen Kleintiger abzugeben. Grund genug gewesen, uns doch selbst einmal hinter das Steuer des kleinen Flitzers zu falten.

Serpentinenfahrt mit dem Ford Fiesta ST

Flink und agil: In nur 5,9 Sekunden geht’s für den Ford Fiesta ST auf Tempo 100.

Ein bissiger Antritt des Vierzylinder-Turbos

Der Einstieg wird Leuten mit Körpergrößen oberhalb der 1,90-Meter-Marke etwas erschwert, dennoch ist der Ford Fiesta ST als Dreitürer noch recht komfortabel zum Platznehmen. Einmal hinterm Steuer angelangt, wird uns auf den ersten Blick doch etwas anders zumute: Äußerlich ein richtiges Schmankerl mit Niederquerschnitt im Reifen, dezenter Tieferlegung und knackiger Formgebung an Front und Heck, wirkt der Kompakte innen teils sehr altbacken.

Die einfachen Kunststoff-Armaturen erinnern uns ebenso an die 90er Fiesta-Jahre wie sein kleines Zusatzdisplay in mitten von Tachometer und Drehzahlmesser – sorry, aber da hat selbst ein VW Golf 4 von 1997 seine Nase noch vorne. Doch lag der Fokus des Ford Fiesta ST auf ganz anderen Vorzügen, oder?

Frontansicht des Ford Fiesta ST

Auf der Landstraße zu Hause: Der Ford Fiesta ST liebt scharfe Kurven und hohes Tempo

Stimmt. Leistungsausbeute, Fahrspaß und knackige Kurvenhatz sind eher sein Steckenpferd – und damit macht der kleine Kölner auch vieles richtig. Einmal den 1.6-Liter-Vierzylinder-Turbo angelassen, dröhnt es kernig aus der Abgasanlage. Bereits auf den ersten Metern zeigt der Ford Fiesta ST seine Vorzüge, ein knackiger Antritt aus dem Drehzahlkeller schmeckt ihm ebenso wie das ein oder andere Überholmanöver auf Landstraßen.

Der EcoBoost-Benziner schöpft satte 182 PS und 240 Nm Drehmoment aus seinem Inneren, ein kurzzeitiger Boost von 15 Sekunden bringt sogar 290 Nm auf die Vorderräder – und das hat Folgen, sehr schöne sogar. Wer es richtig anstellt, gelangt im Ford Fiesta ST in nur 6,9 Sekunden auf Tempo 100, bis 220 Km/h reicht er in der Spitze.

Video: Der Ford Fiesta ST im Test

Bergisches Land: Ein Territorium für den Ford Fiesta ST

Doch nicht nur der Kavalierstart aus dem Stand gelingt dem Ford Fiesta ST, vor allem auch die Zwischensprints sind dank des elastisch ausgelegten vierten Gangs eine wahre Freude. Ein konventioneller Überholvorgang von 70 auf 120 Km/h erfolgt binnen weniger Sekunden, zugleich wird man vom Heck aus mit einem kernigen EcoBoost-Klangbild versorgt. Vorbei an dem ein oder anderen Schleicher, meistert der sportive Kompakte ebenfalls die Serpentinen auf unserer Testfahrt mit Bravur.

Unterwegs mit dem Ford Fiesta ST

Straff abgestimmt: Der Ford Fiesta ST neigt kaum zu Wankbewegungen

Im bergischen Land konnten wir uns sowohl vom sicheren Halt wie auch vom Komfort der Sportsitze überzeugen, das Eintauchen der Karosserie bei Kurven fiel trotz rasanter Richtungswechsel erstaunlich gering aus. Die zweifelsohne sichere Kurvenlage des Ford Fiesta ST hat jedoch auch ihre Schattenseiten: Im Stadtgebiet und auf schlechter Landstraße macht sich die direkte Federung unschön bemerkbar.

Ein ausreichender Restkomfort bleibt dem ST zwar erhalten, dennoch sind holprige Wohnviertel und Pflasterstein alles andere als erfreuliche Untergründe. Die Dämpfer sorgen glücklicherweise dafür, dass Unebenheiten nur bedingt bis in die Halswirbelsäule des Fahrers durchdringen. Wer allerdings zügig fährt, kann nicht nur umso schneller dem unschönen Straßenbild entfliehen, er profitiert auch von der knackig geführten 6-Gang-Schaltung des Ford Fiesta ST.

Seitenpartie des Ford Fiesta ST

Minus im Komfort: Die straffe Federung des Ford Fiesta ST verzeiht wenig

Der Handschalter bleibt stets fest im Griff, schnelles Abbiegen und etwas sportivere Spurwechsel gelingen mit der etwas direkten aber weitestgehend präzisen Lenkung problemlos. Der zweite Gang macht im urbanen Gebiet übrigens besonders viel Spaß, irritierte Blicke von Audi– und BMW-Fahrern sind inbegriffen.

Fazit: Geniales Fahrverhalten mit Einbußen im Komfort

Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt: Der Ford Fiesta ST punktet mit dynamischen Fahreigenschaften, die vor allem durch einen starken Antritt und eine kurvenfreudige Straßenlage gegeben sind. In puncto Komfort gibt es leichte Einbußen hinzunehmen, was bei einem Kompaktsportler dieser Natur nicht weiter tragisch ist, aber durchaus kaufentscheidend sein kann.

Das sportlich gestaltete Exterieur ist dem Innenraum leider ein Stück weit voraus, einige im Ford Fiesta ST verbaute Instrumente sind definitiv nicht mehr zeitgemäß und geben Abzüge in der B-Note. Allerdings gibt’s den Kölner schon für 20.190 Euro als Dreitürer, was durchaus erschwinglich und in der Leistungsklasse auch verkraftbar ist. Die vorgegebenen 5,9 Liter sind bei entsprechender Fahrweise allerdings reines Wunschdenken, wir hatten im Test etwa 9 Liter je 100 Km Verbrauch.

Fotocredit: Ford

Unser Hauptautor und Chefredakteur. Hat eine Schwäche für Hothatches, Audi RS-Modelle und sonstige V8-Boliden. Privat bleibt er bislang der Marke VW treu.

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