5 Gründe, warum der neue Ford Focus RS das perfekte Hothatch wird

22. Oktober 2015
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Längere Zeit war es still um die Hothatch-Fraktion bei Ford. Doch spätestens seit der großzügig zelebrierten Enthüllung des künftigen Ford Focus RS im Februar, kommt allmählich wieder Bewegung in die Riege – und mit ihr die Vorfreude bis zum Start im Frühjahr 2016. Doch warum soll der neue RS überhaupt so ein großer Wurf sein?

Auch "The Stig" freut sich schon auf die Markteinführung des neuen Ford Focus RS.

Auch “The Stig” freut sich schon auf die Markteinführung des neuen Ford Focus RS.

1. Die obere Hothatch-Liga ist sein Ziel

Auch in dritter Generation will der Ford Focus RS Oberwasser behalten. So hundertprozentig wird es dem Kölner zwar nicht gelingen, die Konkurrenz auf Abstand zu halten, dafür geht er umso ambitionierter ins Rennen. Und genau das lässt den Kompaktsportler in vorfreudigem Glanz erscheinen: Mit dem frischen 2.3-Liter-Vierzylinder-EcoBoost tritt man marginal kürzer als beim Vorgänger mit Fünfzylindermotor, setzt aber auf volle Leistung. Satte 350 PS und 440 Nm Drehmoment (470 Nm mit 15-Sekunden-Boost) knüpfen beim Neuen an das letzte Sondermodell des RS 500 an.

Auf der IAA 2015 war das Hothatch bereits zu bewundern.

Auf der IAA 2015 war das Hothatch bereits zu bewundern.

Ab Frühjahr 2016, genau dann wenn der Ford Focus RS Mk3 auf den Markt kommt, wird das Kräftemessen mit Daimler, BMW, Audi und Volkswagen in die entscheidende Runde gehen. Derzeit hält Mercedes-AMG mit dem nochmals geschliffenen A 45 Facelift und 381 Pferden das Zepter oben, bei zeitgleich größter Kraftausbeute pro Liter Hubraum. Mit 4MATIC und 7-Gang-DCT-Automatik geht es im Schwaben binnen 4,2 Sekunden auf Tempo 100, der neue RS wird als reiner Handschalter einen halben Zähler dahinter stehen.

Ähnlich sieht es im Vergleich zum RS 3 aus, der mit 367 PS ebenfalls allein schaltet und 4,3 Sekunden benötigt. Ingolstadt spielt seinen Trumpf besonders beim früh einsetzenden Drehmoment von 465 Nm ab 1.625 U/Min aus, wohingegen sich der Ford Focus RS bis zur Marke von 2.000 Touren gedulden muss. Agieren wird er dennoch auf Augenhöhe mit den Vorreitern, wenn auch die Charakterzüge etwas weniger dem momentanen Hothatch-Mainstream folgen. Gegenüber dem BMW M135i mit 326 PS ist er bereits überlegen, der Golf R muss sich mit 300 PS ohnehin recht eindeutig geschlagen geben.

Gerüstet für Track und Alltag: Mit Torque Vectoring kommt die Kraft dort an, wo sie gebraucht wird.

Gerüstet für Track und Alltag: Mit Torque Vectoring kommt die Kraft dort an, wo sie gebraucht wird.

2. Volle Kontrolle mit Allrad und Torque Vectoring

Eine Neuheit, die manch alt gedienten Ford Focus RS-Fans sicherlich die Stimme verschlagen hat, ist der Antriebsmodus: Und dieser hört ab sofort auf den Namen Ford Performance Allrad. Das Schöne dabei: Die hecklastige Ausrichtung des Antriebs. Bisweilen überzeugt das Paket des RS mehr in der Theorie als auf dem Asphalt, doch das Konzept scheint gut durchdacht. Feinfühlig und bis zu 100 Mal pro Sekunde wird die Kräftedosierung zwischen Vorder- und Hinterachse überdacht. Bei Volllast und hinreichend Grip kann bis zu 70 Prozent des Antriebs von hinten kommen.

Und weil es im Ford Focus RS ein echtes Torque Vectoring sein durfte, werden die Momente auch separat zwischen linkem und rechtem Rad verteilt. Hier ist sogar eine Sperrwirkung von bis zu 100 Prozent möglich, d. h. alle Kraft wird kurzzeitig von einem Rad pro Achse getragen. Die Allrad-Konkurrenz wie z. B. der Golf R ist zwar ebenfalls mit elektronischen Differenzialsperren bestückt, beim Focus können wir in Kombination mit dem Vier-Rad-Antrieb aber von einer Besonderheit neuer Dimension reden.

Die Heckpartie wirkt durch den markanten Spoiler und die zwei runden Endrohre äußerst sportlich.

Die Heckpartie wirkt durch den markanten Spoiler und die zwei runden Endrohre äußerst sportlich.

3. Launch Control und Driftmodus für den Ford Focus RS

Auch wenn es für den Wagentyp Ford Focus RS bislang untypisch war, hätte sich manch einer der Sportlichkeit halber doch einen Heckantrieb gewünscht. Mit dem Allradsystem gehen die Kölner dafür einen durchaus sinnvollen Kompromiss ein, der Früchte tragen dürfte. Mit der fein abgestimmten Momentenverteilung lässt das Hothatch höhere Kurvengeschwindigkeiten zu, was auf dem Track wie auch bei alltäglicher Überlandfahrt von Vorteil ist.

Obendrein lässt sich der Neuling aber auch auf den Kickstart beim Drag Race oder den Drift Parcours einstimmen. Die neue Launch Control agiert per Knopfdruck, der Fahrer muss bei Vollgas im ersten Gang lediglich einkuppeln – das zu übertragende Moment wird vom Ford Focus RS selbst auf maximale Beschleunigung abgestimmt. Wer dagegen mehr auf Quertreiberei aus ist, hat einen speziellen Driftmodus im Fahrprogramm zur Verfügung – und der erlaubt ein kontrolliertes Übersteuern für die gesperrten Strecken dieser Welt.

Driftmodus inklusive: Auf Wunsch schießt der Ford Focus RS auch mal quer.

Driftmodus inklusive: Auf Wunsch schießt der Ford Focus RS auch mal quer.

4. Echte Tracktool-Mentalität: Handschalter only

Bei den modern aufgelegten Kompaktsportlern der letzten Zeit könnte man denken, dass manuelle Schaltgetriebe fast gar nicht mehr gebaut würden. Beim Audi RS 3 sowie dem Mercedes-AMG A 45 kommt man am Automatikzwang gar nicht mehr vorbei, lediglich der VW Golf R sowie der BMW M135i erlauben noch die gezielte Gangwahl durch den Fahrer. Und genau da beginnt die Mentalität eines Tracktools: Sportiv bis clubsportiv ausgerichtetes Equipment mit möglichst puristischem Fahrerlebnis und individueller Fahrzeugkontrolle.

Wo Allrad und Torque Vectoring für sicheren Halt sorgen, darf der Steuermann beim Ford Focus RS wenigstens noch manuell ins Getriebe pfuschen – genauer gesagt muss er das sogar. Bisweilen will Ford nämlich keine Automatik als Option anbieten. Und das macht den RS auf Anhieb wieder sympathisch: In Sachen Motorsportgenetik bleibt man der bisherigen Linie auch im dritten Durchgang treu, von Mainstream und “Gruppenzwang” keine Spur.

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5. Der Ford Focus RS bleibt ein Exot – hoffentlich

Exot ist zwar nicht unbedingt das richtige Wort für die Kölner Raubkatze, aber etwas besonderes haftet dem Ford Focus RS auch weiterhin an. Unter den Hothatches gibt er sich auffällig speziell, obwohl ihn das neue Schema F-Design fast schon zum Understatement zwingt. Seine damals angeborene Seltenheit hält bisweilen aber an, was ihn gerade so begehrlich macht. Zwar sind auch die Kandidaten aus Ingolstadt oder Stuttgart im Sportdress nicht unbedingt für Massenverfügbarkeit bekannt, doch begegnet man ihnen stets häufiger als einem waschechten RS-Hothatch.

Für die neue Generation kann man sich bei Ford zudem auf die Fahne schreiben, einen wahren Drifter zu Rate gezogen zu haben: Ken Block höchstpersönlich hinterlässt auf vielen Aspekten des neuen RS seine Handschrift, er trug sowohl zur Konzeption, der Entwicklung und den Abstimmungen des Fahrwerks bei. Die adaptiven Dämpfer sind also mit Sicherheit nicht allein den Gullideckeln im Alltag vorbehalten, sondern können auch straff geführte Trackdays bestens verkraften.

Wer sich zudem mit der obligatorischen Vmax-Sperre vieler Hothatches ungern zufrieden gibt, bekommt beim Ford Focus RS serienmäßige 266 Km/h auf die Tachonadel. Ab 39.000 Euro beginnt im Frühjahr 2016 der Fahrspaß, für einen schmalen Aufpreis kann man zudem auf Schalensitze, besondere Felgentypen und mehr Multimedia aufrüsten. Preislich agiert der RS auf Augenhöhe mit dem Golf 7 R, leistungstechnisch liegt er aber nah am Premiumsegment mit den 50.000 Euro-Gefährten.

Fotocredit: Ford

Unser Hauptautor und Chefredakteur. Hat eine Schwäche für Hothatches, Audi RS-Modelle und sonstige V8-Boliden. Privat bleibt er bislang der Marke VW treu.

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