Porsche 911 GT3 RS (Typ 991): Ein sau(g)starkes Tracktool der Neuzeit

Die GT3-Ära währt nun schon seit 16 Jahren. Doch von Modellmüdigkeit ist seitens Porsche weit und breit nichts zu sehen. Unmittelbar nach der Vorstellung des ersten Cayman mit Rennstreckenlizenz, erblickt nun auch der neueste Porsche 911 GT3 RS das Licht der Welt/Nordschleife. Wie immer gilt: Man nehme die Cup-Version und modifiziere soweit, dass es eben zur Straßenzulassung reicht. Die Leistungswerte des neuen Boliden kommen uns aber doch irgendwie bekannt vor, oder?

Der neue Porsche 911 GT3 RS bekommt 500 PS.

So macht man heute Motorsportkarriere: Als Porsche 911 GT3 RS mit nun 500 Pferden im Stall.

Ein großer Sauger für den Porsche 911 GT3 RS

Wasserkühlung, kein Turbo, puristisch sportlich. So soll auch die neue Ausgabe in der Typ 991-Generation ausfallen, zugleich ersetzt der Porsche 911 GT3 RS ab sofort den bisweilen leicht schwächeren GT3. Die spezifische Motorleistung (pro Liter) bleibt gleich, doch aus einem 4.0-Liter-Boxermotor schöpft man so bis zu 500 PS für die Hinterräder. Mit ebenbürtigen 460 Nm Drehmoment gelingt der Kavalierstart wie bei einem Raketenwerfer:

In nur 3,3 Sekunden erreicht der Track-911er Tempo 100, nach weiteren 7,6 Sekunden steht der Tacho schon bei 200 Km/h. Mit den 1.420 Kg DIN-Leergewicht ist er zwar kein ultimatives Fliegengewicht, doch der knapp über dem Asphalt schwebende Sechsender hängt so dermaßen am Gas, dass in puncto Eigenmasse und Luftwiderstand alles zur Nebensache wird. Allein der veranschlagte Spritverbrauch von 12,7 Litern spricht hier Bände, sogar beim Turbo S ist man mit drei Litern weniger unterwegs. Seine Leistungsdaten hat der RS übrigens (noch) vom 997er GT3 RS 4.0 geerbt.

Ein Tracktool für die Piste, der Porsche 911 GT3 RS

Eigentlich auf dem Track zuhause: Der motorsportlichste Porsche 911 GT3 RS aller Zeiten.

Doch solch puristisches Gefährt muss an dieser Stelle keinerlei Kompromisse eingehen, im Gegenteil. Etwa vier von fünf GT3-Besitzern gehen mit ihrem Heckflügelmonster regelmäßig auf die Piste, im demokratischen Sinne wird also auch der RS nach dem Gusto des Motorsports abgestimmt. Magnesiumdach, Carbonmotor- und Kofferraumhaube sowie reichlich Aluminium in der Karosseriestruktur sind des Porsche 911 GT3 RS letzte Diät und des Schwerpunkts letzte Absenkung.

Technisch bleibt man hier nahe am 911 Turbo, die tiefgezogene Frontspoilerlippe und der feststehende Heckflügel unterstreichen aber den Status eines wahren Tracktools. Bugseitig einströmende Luft darf – unmittelbar nachdem sie den Abtrieb an der Vorderachse sichergestellt hat – oberhalb der Kotflügel wieder entweichen. Für die Kühlleistung des Mittelmotors sorgen weitere Lufteinlässe vor den ausgestellten Antriebsrädern, so ganz vertraut man dem Wassersystem scheinbar noch nicht in Weissach.

Video: Der Porsche 911 GT3 RS im Paparazzi-Werbefilm

Hier fließen Freudentränen wirklich seitwärts

Die Herstellerbeschreibung des Porsche 911 GT3 RS liest sich weiter wie ein spannender Krimi mit traumhaftem Happy-End: Je flotter die Karre vorankommt, desto mehr sorgen die Aerodynamikteile für einen sicheren Spurhalt. Die Hinterachse lenkt ein Stück weit mit in die Kurve, eine vollvariable Quersperre dosiert nach Bedarf die Kräfte für beide Antriebsräder. Die breiten Spurabmessungen bewahren den 911er vor seitlichen Wankbewegungen, die aktive Dämpfersteuerung soll dabei ebenso tatkräftig unterstützen.

Aggressive Optik trifft auf äußerst sportive Fahreigenschaften

Typische RS-Proportionen geben den Porsche 911 GT3 RS gut zu erkennen.

Für den richtigen Halt braucht es aber auch stattliche Pneudimensionen, die vorn mit 265/35 ZR20 und hinten mit 325/30 ZR21 vertreten sind. Und so flink wie der GT3 RS gripvoll auf bis zu Tempo 310 gelangt, bringen ihn die gelochten 410- bzw. 390-Millimeter-Bremsscheiben auch wieder zur Vernunft. Das Zusammenspiel beider Komponenten scheint zu funktionieren: Auf der Nordschleife legte man mit 7:20 Minuten eine neue GT3-Bestzeit hin – womöglich waren hier aber Keramikbremsen mit im Spiel.

Hinsichtlich des Getriebes überrascht der Porsche allerdings, man setzt hier statt Handschaltung konsequent auf das Siebengang-PDK. Die motorsportliche Kennlinie steuert stets auf hohe Drehzahlbereiche, der manuelle Gangwechsel scheint vom Fahrer aber durchaus gewünscht – großzügig dimensionierte Schaltpaddles sprechen jedenfalls dafür.

So sieht das Interieur des Porsche 911 GT3 RS aus

Schlicht gestaltet, aber nicht ganz frei von Multimedia: Das Interieur.

Mit einem verschraubten Überrollkäfig, Sechspunktgurt und Feuerlöscher darf man sich als Steuermann zudem durchaus sicher fühlen, das multimediale Equipment wirkt allerdings etwas fehl am Platz. Hier hätte man dem Porsche 911 GT3 RS lieber das Sport Chrono-Paket mit Stoppuhr und Track Precision App serienmäßig gönnen sollen, doch ein bisschen finanzielle Luft muss nach oben schon bleiben. Sonst wäre mit den 181.690 Euro ja bereits die Zielflagge erreicht, und dabei beginnt im Mai 2015 doch erst die Saison für den Motorsportler.

Fotocredit: Porsche

Unser Hauptautor und Chefredakteur. Hat eine Schwäche für Hothatches, Audi RS-Modelle und sonstige V8-Boliden. Privat bleibt er bislang der Marke VW treu.

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