Porsche 918 RSR – geboren für die Rennstrecke

11. Januar 2011
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Frisch aus dem Ei gepellt und schon auf der Nordschleife zu Hause: Das absolute Highlight im Sportwagensegment wurde heute morgen der Öffentlichkeit präsentiert – allen voran bei den Besuchern der NAIAS in Detroit. Damit landete der Zuffenhausener Sportwagenhersteller Porsche einen Volltreffer: Nicht nur aufgrund des herausragenden Produkts sondern vor allem in zeitlicher Hinsicht. Die Detroit Motor Show gilt als erste Messe in jedem Kalendarjahr als Trend- und Meinungsbörse für Experten und Liebhaber der modernen Sportwagen. Dabei ist Porsche auch noch ein weiterer Clou gelungen: Bis zur heutigen Premiere des Porsche 918 RSR wusste niemand um das anstehende Highlight bescheid. Bisweilen hat die Welt gespannt in Richtung des Porsche 918 Spyder geblickt – den Zukunftsträger der Hybridtechnik im Sportwagensegment. Wider Erwarten wurde aus dem nahezu serienreifen Konzept des Porsche 918 Spyder nun ein reinrassiges Motorsportmobil für die Rennstrecke: Der Porsche 918 RSR!

Soviel Automobil an einem Tag verkraftet kaum eine Menschenseele. Dabei haben es selbst die Motorsportfans schwer, den ganzen Gimmicks und Features des Porsche 918 RSR ihr Augenmerk zu schenken. Doch bereits auf den ersten Blick fingen sich schnell wieder alle Gesichtszüge, was nicht zuletzt am pompösen Design des Porsche 918 RSR lag. Die markant charakteristischen Züge auf seiner Außenhaut deuten klar auf den zielgerichteten Motorsportzweck hin, hier wurde (leider Gottes) kein alltagstaugliches Geschoss präsentiert. Das liegt beim Porsche 918 RSR vor allem an einer Tatsache: Der Supersportler bietet nur für eine Person einen Sitzplatz – den Fahrer. Der knapp bemessene Einstieg sowie ein schmal geschnittener Sportsitz, umhüllt von Carbonapplikation, machen den Porsche 918 RSR aber besonders attraktiv für die Zielgruppe. Die Rennstreckentauglichkeit des Porsche 918 RSR sollte daher keineswegs in Frage gestellt werden…

Angefangen hat alles einmal mit dem Porsche 917, dem damals bekannten Kurzheck-Coupé. Mit ihm wurde beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1971 ein Rekord von 5.335 Kilometern aufgestellt, der bis zum letzten Jahr 2010 ungebrochen blieb. Bereits vor 42 Jahren hatte Porsche den Leichtbau schon inne, der Porsche 917 im Martini-Design trug unter dem Blechkleid einen Rahmen aus Gitterrohren, verstärkt durch fliegengewichtiges Magnesium. Damit schaffte man in Le Mans eine durschnittliche Geschwindigkeit von 222 Km/h. Solch ein gelungenes und bereits renommiertes Konzept geben die Zuffenhausener natürlich nicht aus der Hand, spätestens der gebrochene Rekord in 2010 dürfte den Sportwagenhersteller unruhig gemacht haben. Dennoch war fast zeitgleich bereits der Prototyp eines Porsche 918 Spyder auf den Weg gebracht, mit einigen Jahren Vorlauf versteht sich. Letzterer bietet zusammen mit dem Porsche 911 GT3 R Hybrid – zumindest technisch betrachtet – die Basis für den Porsche 918 RSR, das Design lehnt sich weiterhin an den Klassiker Porsche 917 aus dem Jahre 1971 an.

Der Flügeltürer Porsche 918 RSR bedient sich nach wie vor dem Hybridkonzept aus dem Porsche 911 GT3 R Hybrid, welche mit Rekuperation aus der Bremskraft Energie für die Elektromotoren an der Vorderachse gewinnt. Zuvor konnte sich die Idee des hybriden Antriebs bereits im Motorsport behaupten, nun soll sie absolut serienreif im Porsche 918 RSR auftreten. Die Idee wurde so auch schon im Konzeptfahrzeug Porsche 918 Spyder implementiert, der vor gut einem Jahr an die Öffentlichkeit trat. Seine beschlossene Kleinserienfertigung klang zunächst überraschend, passte aber makellos ins derzeitige Marketingkonzept von Porsche. Fraglich bleibt aber zunächst: Kommt der Porsche 918 Spyder wirklich als alltagstauglicher Sportwagen auf den Markt? Oder könnte es auch eine Finte gewesen sein, um vom eigentlichen Highlight – dem Porsche 918 RSR – abzulenken? So oder so hat der Zuffenhausener Sportwagenbauer Porsche hier gepunktet. Nicht zuletzt deswegen, weil der Porsche 918 RSR dem Porsche 918 Spyder in so gut wie nichts nachsteht, von der Alltagstauglichkeit einmal abgesehen…

Die Motor- und Antriebstechnik wurde ebenso dem Porsche 918 Spyder entnommen und noch einmal perfektioniert: Der Porsche 918 RSR verfügt mit einem smarten V8-Direkteinspritzer und nur 3.4 Litern Hubraum bereits über 563 PS, die über ein motorsportlich manuelles Sechsgang-Klauengetriebe und längs eingebaute Wellen auf die Hinterachse gebracht werden. Im Porsche 918 Spyder war hier bereits die Rede von grünen 3 Litern Benzinverbrauch und nur 70g CO2-Ausstoß, genauere Angaben zum Porsche 918 RSR wurden noch nicht getätigt. Der zusätzliche Elektroantrieb sitzt auch im Porsche 918 RSR wieder an der Vorderachse, die bei Bedarf durch zwei Radnabenmotoren angetrieben wird. Durch sie werden bei voller Aufladung für etwa acht Sekunden zusätzliche 204 PS bereitgestellt, um auf Knopfdruck boostartig den Überholvorgang zu beschleunigen. Die Bremsenergie wird ebenfalls durch die beiden Elektromotoren an der Vorderachse gewonnen, die während des Bremsvorgangs ihre Funktion umkehren und als Generatoren fungieren. Die gewonnene Energie wird in den Schwungradspeicher geladen, welcher sich anstelle des Beifahrersitzes rechtsseitig der Konsole befindet. Ähnlich wie beim Porsche 911 GT3 R Hybrid kann auch der Porsche 918 RSR in Sachen Motorsport vom zusätzlichen Boost profitieren. Dabei dürfte nicht allein die übermenschliche Motorleistung entscheidend sein, sondern ebenso neue Rennstrategien hinsichtlich der Tankmenge und der notwendigen Boxenstopps.

Im Interieur des Porsche 918 RSR sieht es – im Vergleich zum Porsche 918 Spyder – eher spärlich aus. Multimedialen Schnickschnack mit Touchbedienfeld und sonstige Gimmicks bleiben, wie es sich für den Motorsport gehört, auf der Strecke. Die Mittelkonsole beinhaltet techniknahe Kippschalter anstatt berührungsempfindlicher Bedienfelder, am Lenkrad sitzen sportliche Schaltwippen zur Verkürzung der Schaltzeiten. Auf der Lenksäule des Porsche 918 RSR befindet sich eine Rekuperationsanzeige, die den Fahrer über die Ladung des benachbarten Schwungradspeichers informiert. Auch äußerlich wirkt der Porsche 918 RSR zwar imposant, gibt jedoch wenig auf innovative Experimente. Ein knackiger Charakter und die eine oder andere Kante lassen den Porsche 918 RSR sportlich und dominant aussehen. Die nicht allzu niederquerschnittliche Bereifung mit 19″-Rädern beweist zudem starken Drang zum Motorsport, die Frontpartie des Porsche 918 RSR ist aerodynamisch abgeflacht. Etwas auffällig sind lediglich die zukunftsweisenden LED-Scheinwerfer. Sie könnten ebenso wie der carbon-verstärkte Kunststoff-Leichtbau des Porsche 918 RSR auf einen ordinären Spritverbrauch im einstelligen Bereich hinweisen. Da bleibt es abzuwarten, wann Porsche die nächste Hülle fallen lässt…

Das aktuelle Pressevideo zum Porsche 918 RSR steht euch hier zur Verfügung!

Unser Hauptautor und Chefredakteur. Hat eine Schwäche für Hothatches, Audi RS-Modelle und sonstige V8-Boliden. Privat bleibt er bislang der Marke VW treu.

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