VW Golf R

Mit dem VW Golf R mutiert der einstige ‘Volkswagen’ zum Porsche-Killer!

2. Februar 2010
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Viel Aufsehen beim VW Golf R erregte bereits die Downsizing-Strategie der VW-Chefentwickler: Ab sofort wird das Topmodell nicht mehr im kernigen V6-Sound über die Landstriche fegen, sondern lediglich mit 4-Zylinder-Motor bestückt sein. Echte Sportfreunde wird das wohl weiterhin gegen den Strich gehen, zumal der kernige und dumpfe Klang einfach fehlen wird. Technisch betrachtet setzt der neue VW Golf R gegenüber seinem Vorgänger VW Golf R32 aber (eigentlich) noch einen drauf….und das mit einem auf den ersten Blick mager aussehenden 2.0-TSI-Benziner!

Erblickt man den VW Golf R aus der Ferne, überrascht einen der Blick zunächst kaum. Neues Xenon-Paket wird serienmäßig mitgeliefert, ist aber kein markantes Unterscheidungsmerkmal zum Serien-Golf. Erst beim Näherkommen des VW Golf R deuten sich die vergrößerten Lufteinlässe unterhalb der Xenon-Leuchten an, mit ihnen zeigen sich auch schnell die relativ dezent integrierten LED-Tagfahrlichtbänder im oberen Teil der seitlichen Lufteinlässe. Ein kleines R-Symbol im 16:9-Grill des VW Golf R rundet die Frontoptik ab. Etwas auffällig wirkt bei näherer Betrachtung die zum Grill hin spitzeckig endenden Scheinwerfer. Im Vergleich zum Sportsfreund VW Scirocco R hält sich die Front des VW Golf R mehr ans Original, ebenso bleiben Leuchten und Kühlergrill ohne größere Verformung, welche beim VW Scirocco R etwas plattgedrückt wirken. Deutliche Ähnlichkeit weisen beide aber bei den unteren drei-geteilten Lufteinlässen auf.
Wer seinen Blick über die Seitenlinie des VW Golf R schweifen lässt, wird spätestens auf Höhe der Frontachse stutzig: prachtvolle 18″-Bereifung mit Leichtmetallfelgen im Talladega-Design zeigen 5 Aluspeichen mit je 3 Streben. Dazu gibt’s mit den Dunlop Sport Maxx GT auch noch eine sportliche Reifenwahl für den VW Golf R – ohne Grip geht schließlich nix! Nächstes auffälliges Merkmal: Die Aussenspiegel des VW Golf R sind zwar elegant mitlackiert, jedoch nicht in Wagenfarbe – stattdessen zeigen sie einen satten Schwarzton im Klavierlackstil. Insgesamt dürfte einem zudem auffallen, dass die gesamte Karosse des VW Golf R immerhin 25 mm tiefer liegt als die Serie. Weiter entlang an der Seitenlinie erwartet einen vorerst nichts atemberaumend exklusives, lediglich die Stummelantenne in Form einer Haifischflosse auf dem Dach erinnert leicht an die Highclass-Modelle von BMW…es wird also erneut deutlich: der VW Golf R will noch hoch hinaus, nicht umsonst zählt er in seiner PKW-Klasse zu den Porsche-Killern Nr. 1! Am Heck wird einem dann schließlich bewusst, dass der VW Golf R die Nachfolge des VW Golf R32 antritt: Mit Diffusoroptik grinsen einen 2 leicht auseinander liegende Endrohre an, die allzu gerne Feuer speihen würden. Der in Wagenfarbe lackierte dezente Heckspoiler steuert etwas mehr Grip zum stark-motorisierten VW Golf R hinzu – 270 PS sind eben doch etwas wuchtig! Neben den bislang gewohnten Golf 6-Rückleuchten, welche beim VW Golf R in der LED-Ausführung (ähnlich zum aktuellen VW Polo) zum Einsatz kommen, prangt am Heck erneut das R-Logo – ein wenig Stolz darf der VW Golf R schließlich auch haben…

Das Interieur VW Golf R überzeugt (fast schon wie gewohnt bei Volkswagen) auf ganzer Linie: Das R-Logo prangt auch hier wieder auf, diesmal unten im 3-Speichen-Lederlenkrad, umgeben von einem Klavierlack-Rahmen – edel edel! Bedienelemente findet man sowohl in den beiden anderen Lenkrad-Speichen des VW Golf R wie auch in Mittelkonsole und Armlehne. Alles wirkt wie üblich übersichtlich angeordnet und gut erreichbar. Chrom-gezeichnete Ränder werten Tasten und Knöpfe aber merkbar auf und heben das Interieur des VW Golf R von seiner Standardversion ab. Satter Stereosound sowie eine manuelle 6-Gang-Schaltung sind serienmäßig drin, DSG und ein Navigationssystem werden leider üppig veranschlagt. Die Sportsitze im VW Golf R wirken sehr bequem und scheinen ausreichend Seitenhalt sowie Komfort zu bieten. Die Kopfstützen sind nahezu nahtlos mit integriert und haben zudem auch wieder das R-Logo integriert. Alles scheint aus einem Guss zu sein – wer die Sportsitze in Ledergarnitur haben will, muss knapp 2000€ drauflegen.

Sitzt man nun endlich bequem, hat seine komfortable Position gefunden und genügend am CD-Radio gespielt, sollte spätestens jetzt der Zündschlüssel des VW Golf R umgedreht werden. Der 2.0-TSI-Motor klingt leider nicht so dumpf und kernig wie im Vorgänger VW Golf R32, jedoch besser als erwartet – man schließt leider etwas leicht auf den VW Golf GTI….gleicher Motor aber deutlich mehr Dampf bei 270 PS (der VW Golf 6 GTI hat nur 210 PS)! Nun geht es los, der 1. Gang wird eingelegt (beim DSG schaltet man einfach auf D) und man lässt die ausgefeilte Haldex-Kupplung sportlich zum Bleifuss übergehen. Direkt wird sichtbar: hier haben VW-Ingenieure satte Arbeit geleistet, das Ansprechverhalten im VW Golf R ist nochmal einen Ticken besser als in vorigen Sportvarianten des VW Golf. Beim DSG zeigt der VW Golf R (leider) noch etwas mehr Biss als mit manuellem Schaltgetriebe, hier wird bereits in 5,5 s Tempo 100 erreicht. Insgesamt krallen sich 350 Nm in den Asphalt (nochmal 20 Nm als beim VW Golf R32) und wollen den VW Golf R raketenartig vorwärtstreiben. Die Beschleunigung ist definitiv eine Ansage an vergleichbare Porsche-Modelle, besonders der Porsche Cayman – bei etwa gleichen Werten und vergleichbarer Ausstattung legt man hier nochmal gut 50% des Kaufpreises vom VW Golf R obendrauf!

Die technische Innovation im VW Golf R kann sich also trotz Downsizing-Strategie seitens VW sehen lassen, zeigt er doch sogar noch Fortschritte gegenüber seinen Vorläufern. Mit satten 270 PS hält der VW Golf R erstmal die Nase vorn bei VW, und das sogar bei schlechten Strassenverhältnissen. Auch im Schnee, der diesen Winter besonders zu Buche schlägt, zeigt sich der VW Golf R äußerst smart: er rollt serienmäßig mit 4Motion-Antrieb vom Band, eine elektronische Hochdruckpumpe verteilt beim Vollgas die Motorkräfte entsprechend gut auf beide Achsen – und das im Millisekundenintervall! Zusätzlich wird der Fahrer eines VW Golf R von ABS, ESP und optional durch adaptive Fahrwerksregelung in seiner Fahrweise unterstützt. Das sollte vorerst für reichlich Spaß auf dem Asphalt reichen…
Jedoch greift man trotz des ‘kleinen’ Motors immerhin gut in den Geldbeutel: Basispreis für den VW Golf R liegt bei 36.400 €, was jedoch in aller Regel keinem an Ausstattung genügen wird. Für Alltagszwecke fehlen direkt mal Hintertüren, auch ein Navi wünscht man sich noch allzu gern und für eine Sportskanone wie den VW Golf R braucht es eigentlich auch noch eine gewiefte Fahrwerksabstimmung – schon steht man bei ca. 40.000 € im Kaufpreis. Setzt man den VW Golf R aber (wie vorhin) in Relation zu vergleichbar bestückten Sportwagen, kommt man beim VW-Konzern finanziell noch glimpflich davon. Und davon mal ganz abgesehen: Aus einem 2.0-TSI soviel Leistung rauszukitzeln ist schon ein Meisterstück – und das noch mit gefühlter V6-Kraft erst recht!

Für einen leckeren Vorgeschmack gibt’s hier noch ein Video im Kräftemessen zwischen VW Golf R und VW Scirocco R:

Bilder via 205gti306gti

Unser Hauptautor und Chefredakteur. Hat eine Schwäche für Hothatches, Audi RS-Modelle und sonstige V8-Boliden. Privat bleibt er bislang der Marke VW treu.

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