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Angefahren: Skoda Octavia III RS – tschechischer Straßenfeger mit 220 PS

9. Juli 2014
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Als tschechische VW-Tochter hat der Autohersteller Skoda keinen allzu schlechten Stand. Darf er sich doch technisch und innovativ beim Mutterkonzern bedienen und seine inhaltlich gleichwertigen Fabrikate zu deutlich geringeren Preisen anbieten. So auch beim neuen Skoda Octavia RS, der dem Golf GTI eigentlich in nichts nachsteht – außer der fehlenden Hothatch-Bauweise…

Starker Motoren mit spärlichem Durstverhalten?
Skoda Octavia RS Limousine 2014Unter der Bezeichnung “RS” des Skoda Octavia werden auch weiterhin beide Antriebsalternativen geführt: Benziner wie Selbstzünder stehen bei der dritten Generation erneut zur Verfügung. Wer es sportlich und kernig im Klang mag, greift bekanntermaßen zum 2.0-TSI-Motor, der neuerdings satte 220 PS sowie 350 Nm Drehmoment (zwischen 1.500 und 4.400 Touren) auf die Vorderachse bringt. Damit sprinten wahlweise Limousine oder Combi in 6,8 bzw. 6,9 Sekunden auf Tempo 100, der Topspeed liegt bei stolzen 248 Km/h (Combi: 242 Km/h). Die 6-Gang-Schaltung ist Serie im Skoda Octavia RS, für den Komfortzuwachs gibt es ein 6-Stufen-DSG mit leicht verzögertem Beschleunigungsverhalten. Der ebenbürtige Langstreckendiesel des Skoda Octavia RS liefert aus dem renommierten und zugleich überholten 2.0-TDI-Triebwerk geschmeidige 184 PS und 380 Nm an Drehmoment (letztere bereits ab 1.750 U/Min). Hier werden in 8,1 Sekunden (Combi: 8,2) schon die 100 Km/h erreicht, der Verbrauch mit Manual-Schalter soll mit 4,6 Litern Diesel nochmals geringer ausfallen als beim Vorgänger. Topspeed und Sprint hinken mit dem komfortableren DSG leider auch bei der Dieselversion des Skoda Octavia RS leicht hinterher.

Genügsamer und zugleich sportlicher Wegbegleiter
skoda_octavia_iii_rs_combi_15Auf unserer Testfahrt soll uns der Skoda Octavia RS mit Handschaltung und dem 2.0 TSI über Stadt, Land und Bahn begleiten. Ein kurzer Druck auf den Start-Stopp-Button und der Reihenvierzylinder gibt erste kernige Töne von sich. Druck- und Schleifpunkt der Kupplung sind angenehm und straff gehalten, die Anfahrt aus dem Stand verläuft ebenso zügig und geschmeidig wie die Gangwechsel. Obgleich die technische Vorgabe von 220 Pferden und dem früh einsetzenden Drehmoment Anreize bietet, die ersten Gänge weiter auszufahren, so kann der Skoda Octavia RS auch auf bequem machen. Niedrige Drehzahlen und Traben im zäh fließenden Stadtverkehr steckt der Tscheche scheinbar ebenso gut weg wie den Galopp. Die Geräuschkulisse des Benziners klingt satt aber dennoch beruhigend mit gleichbleibendem Tempo.

Genug der Langeweile, zwischen Grünflächen und Ampeln arbeiten wir uns aus der urbanen Zone heraus zu ländlicheren Gefilden. Bereits der erste Bundesstraßen-Zubringer im Leipziger Raum attestiert dem Skoda Octavia RS weitere Raffinesse: Spurlage und Lenkpräzision sind sichtlich nicht von schlechten Eltern, Wankbewegungen bei sportlicher Kurvengeschwindigkeit sind eher ein Fremdwort für den Tschechen. Das serienmäßige Sportfahrwerk senkt den Skoda Octavia RS hier 15 Millimeter ab gegenüber der Serie und sorgt für die straffe Kurvenführung. Die ESC-Stabilisation kommt zudem inklusive einer XDS-Differenzialsperre für die Vorderräder, was uns beim Herausbeschleunigen auf die Zubringerspur genügsamen und zugleich kontrollierten Fahrspaß beschert.

Die Leichtigkeit des (Octavia-Da)Seins
skoda_octavia_iii_rs_combi_33Eines verwundert uns beim Skoda Octavia RS von vornherein: Wo das Leergewicht von 1.425 Kg unseres Testfahrzeugs nicht unbedingt ein Fliegengewicht darstellt, so wirkt die Sportversion doch leichtfüßiger als je zuvor. Jedwede Voranbewegung aus dem Stand geschieht, ohne auch nur den Hauch einer Last verspüren zu lassen. Selbiges zeigt sich auch positiv bei den Zwischensprints auf Landstraßen. Gangelastizität, Spurstabilität und Antrittsstärke bilden zwischen 80 und 140 Km/h eine harmonische Zusammenarbeit, selbst beim Herausfordern höherer Drehzahlen bleibt ein Zerren an der Vorderachse aus. Einen kleinen Nachteil hat die Leichtfüßigkeit des Skoda Octavia RS jedoch: Bei stärkeren Windeinwirkungen wird die Karosserie mit zunehmendem Tempo unruhiger und die Fahrt weniger komfortabel.

skoda_octavia_iii_rs_combi_53Doch Komfort muss in einem Sportgefährt nicht das wesentliche Merkmal sein, also ging es zum Topspeed-Test auf die Autobahn. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die nachmittägliche Rush-Hour um Leipzig ließ wenig Spielraum für die laut Skoda machbaren 248 Km/h. Den Spurt auf die Bahn macht der Skoda Octavia RS mit wachsender Begeisterung, ein zügiges Einscheren auf die linke Spur erscheint uns angemessen. Je höher der TSI und sein Turbo drehen, umso mehr Akustik dringt zu unseren Ohren durch. Die ernüchternde Erkenntnis an dieser Stelle: Ein zusätzlicher Soundgenerator vermittelt ebendieses Gefühl im Innenraum, einen betuchten Sechszylinder unter der Haube zu bedienen. Dennoch unterstreicht der artifizielle Klang die Vortriebsmission des Skoda Octavia RS, der auch jenseits der 120 Km/h seinen kraftvollen vierten Gang sportlich auslebt. Bis zu Tempo 180 nimmt der grundsätzliche Luftwiderstand unwesentlich Einfluss auf die Sprintstärke, auch die Marke von 200 Km/h erreicht der Skoda Octavia RS spielerisch was gleichzeitig aber auch eine magische Grenze der Beschleunigung darstellt. Wer dem Topspeed gerne (noch) näher kommen will, sollte aus dem Overdrive zurück in Gang Nr. 5 wechseln.

Die Ausstattung setzt erneut hoch an
skoda_octavia_iii_rs_combi_06So flink und sportiv der Skoda Octavia RS sich auch durch diverse Gefilde kämpfen mag, der Durst wird ihm ebenso zuteil wie der Konkurrenz: Aus den moderat klingenden 6,2 Litern Super Benzin entwickelt sich gerne auch ein zweistelliger Betrag – ein entsprechender Fahrstil vorausgesetzt. Dafür überzeugt der Tscheche weiter durch sein serienmäßiges Equipment. Die Frontpartie birgt nicht nur üppige Lufteinlässe und eine geschwungene Kühlergrill-Linie, auch die Bi-Xenon-Leuchten samt LED-Tagfahrlicht in den Flanken sind Serie beim Skoda Octavia RS. Das Sportfahrwerk geht eine gekonnte Liaison mit den obligatorischen 18-Zöllern ein (19-Zoll-Felgen optional erhältlich), das Heck stabilisiert sich bei hohen Geschwindigkeit durch den Heckklappen- (Limousine) bzw. Dachkantenspoiler (Combi) eigenständig und glänzt zudem durch zwei Trapez-Endrohre. Das mit Sport-Modus versehen ESC-System bietet bedingte Einsatzmöglichkeiten auf Rennstrecken, ist jedoch nicht gänzlich deaktivierbar.

skoda_octavia_iii_rs_combi_19Im Innenraum bietet der Skoda Octavia RS gehörig viel Platz und Raum für Gepäck. Als Combi sind 610 Litern Kofferraumvolumen eine klare Ansage, die umklappbare Rücksitzbank bietet zusätzliche Ladefläche. Durch den um etwa 10 Zentimeter gewachsenen Radstand finden im Fond auch größere Passagiere eine bequeme Sitzgelegenheit. Die Sportsitze vorn sorgen für sicheren aber nicht unbequemen Halt der Insassen, jegliches Bedienelement ist für den Fahrer komfortabel zu erreichen. Das Drei-Speichen-Lenkrad ist nicht übermäßig sportlich geformt, bietet jedoch ausreichenden Grip für die Fahrerhände. Der Schalthebel liegt griffig in der Hand und vermeidet durch die kurzen Schaltwege langatmige Begegnungen.

Insgesamt bietet der Skoda Octavia RS (der uns als Diesel ebenfalls reizen würde) ein gelungenes und vor allem umfangreiches Konzept eines komfortablen Sportmobils. Der Basispreis für die Skoda Octavia RS Limousine mit Handschaltung liegt bei knapp 30.000 Euro, es lohnt sich eine höherwertige Lackierung sowie Multimedia-Pakete zuzubuchen. Grundsätzlich glänzt der Tscheche aber auch ohne jeglichen Aufpreis, was man bei zahlreichen Premiumherstellern hingegen nicht erwarten darf…

Fotos: Skoda Presse

Unser Hauptautor und Chefredakteur. Hat eine Schwäche für Hothatches, Audi RS-Modelle und sonstige V8-Boliden. Privat bleibt er bislang der Marke VW treu.

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