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Ford EcoBoost 1.0 – Einblicke in die Fiesta- & Motorenfertigung im Werk Köln

Als einer der wichtigsten regionalen Arbeitgeber, behauptet der Autohersteller Ford mit seinen Werken in Köln-Niehl einen ganzen Stadtteil für sich. Grund genug für uns, einen Blick hinter die Kulissen der Ford-Werke GmbH zu werfen.

Köln als entscheidender Fiesta-Standort im Produktionsgeflecht
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Bereits seit 1979 wird der Ford Fiesta hauptsächlich in den Kölner Werken gebaut, nachdem er zuvor “Station” in Valencia, Saarlouis und Dagenham gemacht hatte. Der rheinländische Standort ist für Ford nicht nur wegen der zentraleuropäischen Lage und damit verbundene Exporte in über 60 Länder von Bedeutung, er hat zugleich auch große Tradition: Mit rund 4.000 Beschäftigten allein in der Fiesta-Fertigung und einem langfristig ausgelegten Bestehen seit mehreren Dekaden nimmt Ford in Köln eine wirtschaftlich entscheidende Standortrolle wahr. Ford gehört ebenso zur kölschen Kultur wie der Kölner Karneval, wenngleich die Ford Werke GmbH einst (genauer gesagt im Jahr 1925) in Berlin gegründet wurde.

Neben den Werken in Genk (Belgien) und Saarlouis bietet der Hauptstandort aber noch einen Vorteil: Durch die günstige Rhein-Lage werden etwa 87 Prozent der derzeit täglich produzierten 1.850 Fiesta-Exemplare direkt vom Werksgelände verschifft. Nebst europäischer Ziele gelten die Fiesta-Exporte unter anderem Australien, Japan, Vereinigte Arabische Emirate und Tahiti. Durch die gestiegene Nachfrage für den kompakten Kleinwagen wurde die Produktion des aktuellen Ford Fiestas von 1.650 Einheiten täglich bis April um weitere 200 Stück erhöht. Folglich konnten im April bereits zwei Jubiläen gefeiert werden: Aus der aktuellen Generation konnte bereits der zweimillionste Fiesta gefertigt werden, zudem wurde die Marke von 16 Millionen Fiestas in Europa seit Produktionsbeginn geknackt.

Die aktuelle Fiesta-Generation wird in insgesamt drei Karosserie- und 23 Innenausstattungsvarianten sowie mit mehreren Antriebsversionen in Köln gefertigt. Zur Karosserie stehen Drei- und Fünftürer sowie ein Van zur Auswahl, zusätzlich wird auch der Ford Fiesta ST hier produziert. Unter den 14 insgesamt verfügbaren Lackierungen gibt es zwei exklusive Ausführungen für die ST-Version. Exportbedingt gibt es zudem neben Links- auch die Rechtslenker-Version des Fiestas.

Produktion und Qualität durch Mensch und Maschine
Ford Fiesta, Endmontage, Ford Werk Koeln-Niehl   ---   Foto: FORD/F.Stark

Obgleich heutzutage nahezu alle Schritte in der Fahrzeugfertigung durch Maschinen erfolgen können, so entscheidet man sich bei Ford nach wie vor für ein sinnvolles Zusammenspiel beider Arbeitskräfte. So werden vor allem Über-Kopf-Arbeiten, wie beispielsweise der Einbau von Fahrwerkskomponenten, weitestgehend möglich durch maschinellen Einsatz erledigt. Feinarbeiten, vor allem Einbauten im Innenraum des Fiestas, sind dagegen dem menschlichen Handwerk (mit ggf. maschineller Unterstützung) gewidmet.

Hinzukommen fortlaufende Kontrollen im Betrieb, welche entlang der Produktionslinien bei zwischenzeitlichen Meilensteinen durchgeführt werden. Da die Fertigung des Ford Fiestas nahezu vollständig automatisiert verläuft und auftretende Fehler hohe Tragweiten für den Ablauf darstellen können, gewinnt die Aufmerksamkeit in der Qualitätssicherung zusätzlich an Bedeutung. Zur Vereinfachung der Prozesse, erfolgt entlang der Linien auch eine weitestgehend mögliche Standardisierung sowie in Teilen eine Just-In-Sequence-Anlieferung der benötigten Baugruppen.

Der 1.0-Liter-EcoBoost als renommiertes Fiesta-Herzstück
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Über Downsizing wird bereits seit geraumer Zeit viel debattiert, meinungstechnisch trennt sich hier oft die Spreu vom Weizen. Aber die Strategie in der Entwicklung neuer und effizienter Motoren ist auch bei Ford eindeutig zu erkennen: Selbige Leistung aus kleineren Aggregaten. Als bestes Beispiel dient dabei der kleine Ford EcoBoost-Benziner, welcher mit nur einem Liter Hubraum und drei Zylindern bis zu 125 PS sowie 200 Nm an maximalem Drehmoment liefern kann. Dank des durchschnittlichen Verbrauchs von nur 5 Litern je 100 Km darf sich der Ford Fiesta somit als sparsamster Benziner in seiner Klasse bezeichnen. Nicht umsonst konnte Ford mit seinem innovativen EcoBoost-System bereits zweimal die Auszeichnungen “International Engine of the Year” (2012 und 2013) gewinnen. Bei der Fertigungstiefe des Dreizylinder-Motors setzt Ford vor allem auf qualitativ geprüfte Zulieferer: Wer das Q1-Zertifikat trägt, darf sein Halbzeug zur weiteren Verarbeitung in der Motorenproduktion bei Ford einbringen. So werden für den 1.0-EcoBoost nur Zylinderblock, Zylinderkopf und die Kurbelwelle von Ford selbst gefertigt, die restlichen Komponenten stammen von externen Lieferanten.

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In dieser Kombination zeigt sich aber gerade das grandiose Ergebnis: Ein äußerst kompaktes Aggregat mit nur 98 Kg Eigengewicht, hoher Effizienz, ungewöhnlicher Laufruhe und mit einem verschleißarmen Konzept. Die Effizienz beruht auf mehreren Faktoren: Geringe Zylinderabstände im stabilen Block aus Gusseisen ermöglichen kurze Warmlaufphasen, eine Benzin-Direkteinspritzung mit Teilsequenzen und einem Druck bis zu 150 Bar sorgt für den präzisierten Verbrennungsvorgang, die variable Ti-VCT-Nockenwellensteuerung optimiert den Durchsatz des Verbrennungsgemischs und ein aufgeweckter Turbolader mit Überdruckventil bietet bereits ab 1.300 Touren volles Drehmoment an. Seine Laufruhe erfährt der Dreizylinder im Ford Fiesta durch eine gewollte Unsauberkeit in der Fertigung: Die bauartbedingte und für Dreizylinder-Motoren typische Vibration wird nicht etwa durch eine Ausgleichswelle sondern eine definierte Unwucht in der Schwungscheibe kompensiert. Ersteres würde wiederum zu Leistungsverlust und höherem Verbrauch führen, sodass man bei Ford zu dieser raffinierten Lösung griff. Der Abgaskrümmer wird zudem in das Kühlsystem integriert, was wiederum die Qualität der Abgase und das Gemisch-Verhältnis für den Turbolader verbessert. Ein maßgebliches Verschleißteil profitiert ebenfalls vom gelungenen Konzept des EcoBoost-Motors: Der Steuerriemen läuft kontinuierlich in einem Öl-Bad, was Reibungsverluste minimiert und Laufruhe sowie Langlebigkeit des Motors maximiert.

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Somit ging Ende 2011 ein erfolgversprechendes Projekt in die Serienfertigung über, was bis heute Fortschritt für viele Fahrzeuge bedeutet: Der 1.0-EcoBoost-Motor, wenn gleich mit verschiedenen Leistungsstufen, ist nicht nur für den Einsatz in Kleinwagen vorgesehen. In neuen Versionen soll er kürzlich auch für den Ford Focus und später in den Modellen Mondeo, Transit und Tourneo zum Einsatz kommen. An Qualität wird das Herzstück auch weiterhin keine Einbußen zulassen, schließlich werden die Baugruppen der Zulieferer mit höchster Präzision bei einheitlichen 20°C Raumtemperatur geprüft. Die dazu verwendeten Messgeräte arbeiten dabei mit einer Streuung von nur 0,001 mm und versprechen somit einwandfreie Produktqualität bei der Motorenfertigung. Der von Ford durchgeführte Cold-Test prüft den Dreizylinder-Motor auf alle Funktionen – ganz ohne Kraftstoffeinsatz. Zur Sicherheit gibt es bei 5 Prozent aller hergestellten Exemplare aber auch den sogenannten Hot Test unter “realen” Bedingungen. Der Qualitätsaufwand klingt nach langwieriger Arbeit? Weit gefehlt: Die Taktzeit in der Motormontage beträgt gerade einmal 42,2 Sekunden pro Aggregat. Insgesamt können also etwas über 1.500 Motoren an einem Tag vom Band laufen…

Fotos: Tuning-Stories.de / Ford Presseabteilung

Unser Hauptautor und Chefredakteur. Hat eine Schwäche für Hothatches, Audi RS-Modelle und sonstige V8-Boliden. Privat bleibt er bislang der Marke VW treu.

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