Lotus verkündet Sprung nach vorn – gleich 5 neue Modelle auf dem Pariser Autosalon

11. Oktober 2010
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Äußerst zielstrebig, direkt und mit gänzlich offenen Karten spielt derzeit der Lotus-Chef Dany Bahar. Mit langjähriger Berufserfahrung durch sein Engagement bei Red Bull, Hallo Wach-Brause und Ferrari führt Bahar sein Business bei Lotus – und das mit gründlichem Erfolg. Bislang galt der britische Konzern aber eher als zweite Wahl in seiner Produktsparte oder nicht premium-klassiger Sportwagenbauer. Die großen Konkurrenten von Ferrari, Porsche und Maserati sollen sich künftig aber etwas vorsehen müssen, Lotus will knallhart in das Oberklassesegment einsteigen und dort für frischen Wind sorgen.

Mit neuem Konzept zur gleich fünf zukünftigen Sportkarossen und gänzlich neu generierter strategischer Ausrichtung will Dany Bahar mit Lotus neue Zielgruppen erfassen. Das großzügige Interesse an neuem Kundenfang könnte ihn jedoch den einen oder anderen altgedienten Käufer der bisher eher puristisch veranlagten Fahrzeugmodelle kosten. Dennoch tut Lotus gut daran, sein Image neu aufzupolieren und sich möglicherweise sogar am Kuchen der Big Players zu bedienen. Auf dem diesjährigen Pariser Autosalon machten erste Konkurrenz-Chefs bereits große Augen bei den neuen Lotus-Modellen, unter ihnen auch Daimler-Boss Dieter Zetsche. Im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern fällt Lotus in Sachen Fakten gleich mit der Tür ins Haus: Sämtliche technische Daten, Zeitpläne und Preise wurden bereits mit erster Enthüllung verkündet – keine Geheimniskrämerei bis kurz vor Verkaufsstart!

Mit dem Lotus Esprit soll es im Frühjahr 2013 endlich losgehen mit der neuen Ära. Er soll die Supersportler dieser Welt in den Griff bekommen und dank seinen 620 PS bringt der Lotus Esprit auch das nötige Potenzial dazu mit. Die soll der Supersportler aus einem V8-Mittelmotor von Toyota mit 5.0-Hubraum gewinnen, im Gespräch ist hier auch die KERS-Hybridtechnik aus der Formel 1. Der Sprint von 0 auf 100 ist mit 3,4 Sekunden sehr beachtlich, der angepeilte Verbrauch von knapp 11 Litern aber ebenso. Mit einem Preis von 150.000 Euro stellt sich der Lotus Esprit neben die 911er-Reihe von Porsche, allerdings mit gehobenem Leistungsniveau. So wird der Zweisitzer-Sportwagen dank relativ schlanker Figur (1.450 Kilogramm im Leergewicht) immerhin die Marke von 330 Km/h passieren. Die Bedienung des Gefährts soll dabei mit einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe erfolgen.

Direkt gefolgt von dem Lotus Elan, der als etwas kleinerer Bruder vom Esprit die anschließende Lücke abdeckt. Mit einem ebenso etwas kleineren 4.0-Liter-V6-Aggregat samt Turbo oder Kompressor schafft der Lotus Elan stattliche 450 PS und den Sprint auf 100 Km/h in nur 3,5 Sekunden – fast so schnell wie sein großer Bruder. Er wiegt mit 1.295 Kg ebenfalls etwas weniger. In der Spitze erreicht der Lotus Elan 310 Km/h, bei einem adäquaten Verbrauch von 8,5 Litern auf 100. Der Preis von 100.000 Euro orientiert sich in etwa an einem Porsche Carrera S oder Audi R8 4.2! Insgesamt alles etwas smarter als beim Lotus Esprit, lediglich die Zahl der Insassen beträgt optionale 4 statt 2 Plätze.

Wer mit einem neuen Gefährt in das Frühjahr 2014 starten möchte, ist beim Lotus Elite genau richtig. Ebenfalls als Viersitzer erhältlich, bekommt der Lotus Elite den kräftigen V8-Motor mit 620 PS aus dem Lotus Esprit verpasst, die er dank seiner 1.650 Kilogramm aber gut verträgt. Lotus verspricht beim Elite eine 0-100-Sprintzeit von 3,5 bis 3,7 Sekunden und eine Endgeschwindigkeit von ca. 315 Km/h. Ferner erhält der Lotus Elite ein Klappdach, um auch oben-ohne-Fahrten genießen zu können. Als Hauptkonkurrent greift Lotus mit dem neuen Modell den Ferrari California an, der bei vergleichbarer Motorisierung aber etwa 4 Liter mehr im Verbrauch verlangt (Lotus Elite ca. 9,1 Liter). Zudem soll der Lotus Elite im Einstieg für 160.000 Euro zu haben sein, ebenfalls etwas günstiger als bei den Italienern.

Genau ein Jahr später als der Elite soll die Neuauflage des Klassikers Lotus Elise auf den Markt kommen. Das bisherige Leichtbau-Phänomen geht beim neuen Lotus Elise allerdings etwas unter, statt den bisher 935 Kg wird er in neuer Edition immerhin 1.100 Kilogramm wiegen – was für heutige Verhältnisse aber keine Sünde sein soll. Ebenso smart wie einst der Lotus Elise war, verbleibt immerhin noch die Motorisierung. Ein schwer aufgeladener 2.0-Vierzylinder soll bis zu 320 PS unter der Haube leisten und bis zu 270 Km/h beschleunigen. Der klassische Sprint auf Tempo 100 soll mit 4,5 Sekunden ebenfalls zügig bleiben. Der Kunde hat für seinen neuen Lotus Elise die Wahl zwischen klassischer manueller Schaltung oder einem modernen Doppelkupplungsgetriebe. Mit einem Startpreis von unter 50.000 Euro wird der bisherige Porsche Boxster scharf ins Visier genommen, der gerade mal 255 PS auf die Hinterachse bringt…

Zuguterletzt wird Lotus noch den Lotus Eterne auf die Beine stellen. Mit ihm wird in ca. 5 Jahren die Luxusklasse der Sportwagencoupés angestoßen, als Konkurrenten sind etwa ein Porsche Panamera oder der Aston Martin Rapide ins Auge zu fassen. Wieder einmal kommt der starke 5.0-V8-Motor vom Lotus Esprit und Lotus Elite zum Einsatz, auch beim Lotus Eterne sind die 620 PS gut eingesetzt. Die breit und flach konstruierte Limousine drängt sich dank Dany Bahar in das neu erschaffene Viertürer-Sportwagensegment. Mit ca. 180.000 Euro ist der Preis aber deutlich höher angesetzt als bei den bisherigen Modellen, eine Erfolgsaussicht bleibt also etwas fragwürdig – zumal der Lotus Eterne etwas spät kommt in der Riege. Eine renommierte AMG-Version des Mercedes CLS könnte schlimmstenfalls auf Dauer die Nase vorn haben…

Neben unserer Bildergalerie haben die Jungs von TopGear hier auch ein paar sehr schöne Fotos zusammengetragen!

Unser Hauptautor und Chefredakteur. Hat eine Schwäche für Hothatches, Audi RS-Modelle und sonstige V8-Boliden. Privat bleibt er bislang der Marke VW treu.

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