Ein braver Klassenprimus trifft auf zeitgemäßen (Kom-)Fortschritt. Wer den neuen VW Passat in seinem ganzen Dasein bereits erleben durfte, sieht die Zeichen der Zeit – denn auch er scheint sie erkannt zu haben. Und dennoch fragt man sich: Muss soviel Raffinesse in einem Volkswagen untergebracht werden? Es scheint, als wollte der Alltagswind (preislich) schon zum Audi A6 aufschließen.
Nicht allein sein gelungenes Aussehen lässt ihn attraktiv wirken, auch die Reichweite der Ausstattung ist beinahe phänomenal. Doch als ABT Passat B8 muss der Wolfsburger auch einem Tuningvorhaben standhalten können…
Der ABT Passat B8 wirkt optisch hungrig
Edel und vornehm wirkt der in Schwarz gehüllte ABT Passat B8 per se, doch auch die von Haus aus mitgegebene dynamische Linienführung ist für einen Allgäuer Tuner nicht sportiv genug ausgerichtet. Einen Vorteil hat das geschärfte Aussehen aber: Der neue Passat legt serienmäßig mehr Tuningpotenzial auf’s Parkett. Die geheimnisvoll gestalteten LED-Lichter bleiben auch bei ABT Sportsline erhalten, beim Kühlereinsatz wollte man aber etwas mehr Chromlook und Abwechslung ins Spiel bringen.
Die Frontschürze greift mit der Spoilerlippe etwas tiefer und wirkt durch den kantigen Abschluss vorm Radhaus aerodynamisch genug. Optional schielt man im Süden aber auch auf einen halbwegs dichtgemachten Grill, der in ähnlicher vorm schon beim ABT Golf R 400 vorgestellt wurde – mit äußerst fragwürdigem Stil für die heutige Zeit.
Richtig gut gefallen dagegen die ebenfalls eleganten 20-Zoll-Felgen des Typs FR, die mit leicht gedrehten sowie frontpolierten Doppelspeichen frischen Bewegungsdrang signalisieren. Entscheidet man sich alternativ für die 21-Zoll-DR-Version, ist es zwar wuchtiger um das Radhaus des ABT Passat B8 bestellt, wirklich stimmig wirkt die Konstellation aufgrund der schmaleren Felgenstreben aber nicht.
Dezente Seitenschweller betonen nochmals die doch recht kräftigen Proportionen des Passat, Aufsätze für die Spiegelkappen setzen zusätzlich eine dezente Betonung. Schenkt man nun auch der Heckpartie einen geschulten Blick, zeigen sich sowohl eine zum Spoiler modifizierte Dachkante (beim Typ Variant, für die Limousine als adäquate Kofferraumlippe) wie ein neue Heckschürze: Statt der futuristisch anmutenden Trapez-Endrohre setzt man beim ABT Passat B8 auf zwei runde Doppelenden.
Video: VW Passat B8 im Kurztest
Die Leistung soll nicht zu kurz kommen
Wer sich hinter das Steuer eines “Passeratis” klemmt, will zwar flott aber vor allem entspannt ans Ziel kommen. Mit neuen Vierzylinder-Topmotorisierungen konnte VW seine Kunden zuletzt schlagfertig überzeugen, auch weil sie weit über die Marke von 200 Pferden hinaus reichen. Im hiesigen Tuningobjekt von ABT Sportsline werkelt der schwer aufgemöbelte 2.0-Liter-Bi-TDI mit satten 240 PS und 500 Nm Drehmoment sowie serienmäßigem Allrad, Voll-LED-Scheinwerfern und 7-Gang-DSG.
Um in vermutlich unter sechs Sekunden bereits Tempo 100 zu knacken, verbaut man im ABT Passat B8 zusätzlich ein hauseigenes New Generation-Steuergerät für weitere 40 PS in der Spitze. Zum Drehmomentzuwachs gibt ABT bislang keine offizielle Infos raus, denkbar ist ein Wert um die 550 Nm.
Zur Abrundung kann der ABT Passat B8 natürlich auch mit einer dezenten Tieferlegung durch neue Federn oder gar einem ABT-Fußmattensatz vollendet werden. Für einen genaueren Blick lohnt sich zudem ein Besuch auf dem Genfer Autosalon, der in dieser Woche beginnt.
Fotocredit: ABT Sportsline