Angefahren: Chevrolet Camaro 45th Anniversary Edition

Die sechste Generation des Ford Mustangs ist bereits unterwegs, die des Chevrolet Camaro wird in 2016 folgen. Grund genug, der noch amtierenden Auflage einen letzten Ausflug zu widmen. Dazu sollte es keine geringere sein, als die Chevrolet Camaro 45th Anniversary Edition.

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Behäbigkeit, die Lebensgefühl vermittelt

Die Frage, wovon ein typisches US-Musclecar lebt, stellt sich eigentlich gar nicht mehr. Wuchtige Proportionen? Gewaltige Akustik? Lifestyle? Sind alles übliche Merkmale, die sich aber auch im Vorbeifahren erkennen ließen. Worauf es wirklich ankommt, zeigt sich erst wenn man einmal selbst hinterm Steuer Platz genommen hat. Dieses Gefühl von Freiheit (wohlgemerkt hatten wir die Convertible-Version zur Verfügung), von zeitlosem Cruisen und von einer gewissen Dominanz auf der Straße, sagt einem vor allem eins: Hier bist Du richtig! Klar, das Wetter sollte ebenso stimmen wie die Außentemperatur. Ein Glück, dass dieser Freitag Nachmittag im Mai es gut mit uns meinte.

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Bestückt mit einem eher Old-School-geprägten V8-Block samt seiner 6,2 Liter Hubraum, lächelt einen die Chevrolet Camaro 45th Anniversary Edition auf Anhieb an. Es sind gar nicht mal so sehr die optischen 45th-Akzente, für die man das Cabrio nicht mehr aus den Augen lassen will. Vielmehr lässt die breite Kühlereinheit samt der anliegenden Scheinwerfer den Ami unglaublich eindrucksvoll erscheinen, vom farblich abgesetzten Powerdome in der Motorhaube einmal ganz abgesehen. Bei diesem 1,8 Tonnen schweren Ross dominiert nun mal eindeutig die Karosserie, die knapp gefassten Fenster werden zum filigranen Beiwerk – was entgegen des aktuellen Oben-Ohne-Mainstreams ein klares Bekenntnis zum Erhalt des Musclecar-Charakters ist.

Video: Chevrolet Camaro 45th Anniversary Edition on Tour

Der Chevrolet Camaro kann auch sanftmütig

Trotz der kräftigen Proportionen und breit ausgerichteten 20-Zoll-Pneus lässt sich sagen: Es steckt eine unverkennbare Portion Gutmütigkeit im Chevrolet Camaro. So bärenstark der Achtender beim Anlassen auch klingen mag, bis zur unsanften Kraftentfaltung hat es auch die Sonderedition nicht besonders eilig. Dank des fehlenden Turboladers kommen die 432 Pferde peu à peu aus dem Stall sowie die 570 Nm Drehmoment erst allmählich zum Tragen. Uns verschaffte das hinreichend Zeit zum Cruisen und Schlendern durch die westfälischen Landstriche, was unterhalb der 4.000-Touren-Marke gerne so bezeichnet werden darf. Und wenn die Rentner-dominierte C-Klasse vorneweg doch einmal wieder Gas- und Bremspedal verwechselt hat, kann der Camaro per Handschalter auch gerne mal aufheulen.

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Etwas behäbig tut er sich jedoch im Gangwechsel, da wäre die Automatik eventuell eine Spur komfortabler gewesen. Doch auch mit den etwas zähen Schaltwegen findet man sich nach den ersten Manövern gut zurecht. Die Lenkung ist angenehm direkt, wenn auch nicht zu präzise, die Fahrwerkskonstruktion verhindert in Schikanen mit kurzfristigen Richtungswechseln ein gefährliches Aufschaukeln. Lautstark zieht es sich indes immer noch am besten am Vordermann vorbei, was nicht zuletzt dem spät einsetzenden V8-Schub geschuldet ist. Eine abgespeckte Downsizing-Turbo-Geschichte käme im Chevrolet Camaro ja auch einem Armutszeugnis gleich, da bleiben wir doch gerne beim Runterschalten und Durchtreten.

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Man besinnt sich gerne auf das Wesentliche

Auch wenn er schnell, nicht gerade unsportlich und optisch mehr als imposant auftritt: Der Chevrolet Camaro begnügt sich mit wenig Schnickschnack im Cockpit. Das Lenkrad ist angenehm griffig, die Lederausstattung dank der Farbakzente à la 45th Anniversary noch ein Stück ansehnlicher als in der Serie. Vorm Schalthebel sind analoge Anzeigen für Batterieladezustand, Kühlwasser & Co. zu finden, nebst Tachometer und Drehzahlmesser hat Fahrer zudem ein dezentes Head-Up-Display vor sich in der Windschutzscheibe projiziert. Systeme wie ABS, ESP und Airbags sind Standard, doch ansonsten gibt man sich im Chevrolet Camaro mit dem Wesentlichen zufrieden. Für höhere Geschwindigkeiten hätte eine höhere Fensterfront bzw. ein optionales Windschott sicher Abhilfe geschaffen, einem typischen Musclecar würde das aber wohl weniger gut stehen.

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Summa summarum darf angemerkt werden: Auch oder gerade als Cabriolet ist der Chevrolet Camaro nichts für zart besaitete Gemüter. Oberhalb von Tempo 120 weht ein rauer Wind um die Nase, der auch bei geschlossenem Verdeck noch unangenehm zu vernehmen ist. Der Liebe zum Freiheitsgefühl tut das allerdings keinen Abriss, im Gegenteil. Sein Leergewicht lässt ihn bereits satt auf der Straße und in der Spur liegen, sein Triebwerk lehrt manch einem das Fürchten und sein Auftritt als solcher ist im Stand wie in Bewegung begehrenswert genug, um neidische Blicke und erhitzte Gemüter zu finden. Der Cabrio-Preis von 43.900 Euro (Coupé: 38.900 Euro) ist indes durchaus konkurrenzfähig.

Fotocredit: P. Hünteler

Unser Hauptautor und Chefredakteur. Hat eine Schwäche für Hothatches, Audi RS-Modelle und sonstige V8-Boliden. Privat bleibt er bislang der Marke VW treu.

2 Comments

  1. Super Auto. Er ist Zwar sehr laut doch damit kann man leben :-) Das Freiheitsgefühl bleibt. Toller Blog.

    • Danke sehr Bakir. Deine Aussage über die Klangkulisse kann ich nur bestätigen ;-)

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