Audi RS 3 Sportback Vs. BMW 1er M Coupé M1

Audi RS3 Sportback Vs. BMW 1er M Coupé – das Duell der kleinen Superlative

4. April 2013
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Audi RS 3 Sportback Vs. BMW 1er M Coupé M1

Im Jahr 2011 begann das heiß-ersehnte Rennen der kompakten Superlative von Audi und BMW. Eine lange Zeit wurde um die Technik, Erscheinungsdatum und letztendlich auch die genau Bezeichnung gehadert, doch im Frühjahr 2011 wollten die beiden Konkurrenten nun endlich Farbe bekennen. Das Topmodell der A3-Baureihe, der Audi RS3 Sportback, tritt im direkten Vergleich gegen den kompakten M-Ableger, das BMW 1er M Coupé, an. Lange Zeit hofften BMW-Fans innig, doch noch den namenstarken BMW M1 zu Gesicht zu bekommen. Das markante Kürzel blieb dem BMW 1er M Coupé leider verwehrt.

Die Motorleistungen für das Serienmodell sind bei BMW bisweilen deutlich höher ausgeprägt als für Audis Kompaktreihe. Der BMW 1er ist ohne großen Schnickschnack als BMW 135i mit einem 306 PS-starken Reihensechszylinder erhältlich, bei Audi bringt der Audi A3 3.2 V6 mit etwas über 250 PS das höchste der Gefühle auf den Tisch. Der Pluspunkt für beide: Sie halten sich optisch sehr bedeckt und spielen quasi den Wolf im Schafspelz. Das sollte sich bei einer offiziellen Sportversion aber ändern, für den Audi RS3 Sportback wie auch das BMW 1er M Coupé sind design-technische Taten gefragt. Dabei sollte es nicht allein den exterieuren Elementen an den Kragen gehen, auch technische Raffinessen der Spurbreite und Aerodynamik zeigen ihr Gesicht in den Topmodellen von Audi und BMW. Der Gesamteindruck wird beim BMW 1er M allerdings durch die etwas schwache Bezeichnung verwässert. Kenner wissen hier zwar um die Gepflogenheiten des Coupé-Sportlers bescheid, manch einer könnte den Titel des BMW 1er M Coupé aber auch als BMW 1er mit konventionellem M-Paket missverstehen.

Audi RS 3 SportbackAudi RS3 Sportback und BMW 1er M Coupé sind allein den langen Weg zum Ziel gegangen. Jeder baut auf eigens erforschten Techniken und Details auf, insbesondere was das Herzstück unterhalb der Motorhaube angeht. Am Ziel wiegen sowohl Audi RS3 wie auch BMW 1er M zunächst gleichauf: Beide starten das Rennen mit satten 340 PS und 450 Newtonmeter Drehmoment, nur jeder auf seine Art und Weise.
Wie man es von den Bayerischen Motorenwerken kennt, gehören in den M-Karossen potente Sechszylinder verbaut – in Reihe versteht sich. Der 3.0-Reihensechszylinder kommt serienmäßig bereits in den 35i-Modellen von BMW zum Einsatz, wo er 306 PS auf die Hinterachse bringt. Im BMW 1er M wird das Triebwerk mit der M TwinPower Turbo Technologie versehen, die bereits in niedrigen Drehzahlbereichen drei von sechs Zylindern mit komprimierter Luft versorgt und sportliches Ansprechverhalten herbeiführt. Dank der TwinTurbo-Aufladung schafft der BMW 1er M mit 340 PS und 450 Newtonmeter den Sprint von 0 auf 100 in nur 4,9 Sekunden, bis auf 200 Km/h werden 17,3 Sekunden benötigt. Die Vortrieb ist wie gewohnt auf die Hinterachse fixiert – sportive first. Ein zusätzlicher Overboost im BMW 1er M sorgt zwischenzeitlich sogar für 500 Newtonmeter auf der Kurbelwelle. Das Drehmoment von 450 Nm wird für die Spanne von 1.500 bis 4.500 U/Min kontinuierlich bereitgestellt. Gemäß dem Hochdrehzahlprinzip entfaltet der 3.0-Reihensechszylinder im BMW 1er M Coupé seine volle Kraft erst bei 5.900 Umdrehungen. Die dynamische Fahrweise wird durch die gewachsene Spurbreite und ebenso verbreiterte Karosserie spürbar, nicht zuletzt das schlanke Leergewicht von 1.495 Kilogramm sorgen damit für ein moderates Tanken von nur 9,6 Litern auf 100 Kilometern.
Der Audi RS3 Sportback ebnet sich von Beginn an der kleineren Motorklasse: Ein ebenfalls in Reihe geschalteter Fünfzylinder mit 2.5 Litern Hubraum wurde dem Audi TT RS entnommen. Entgegen der Erwartungen, dass endlich mal wieder ein V6-Triebwerk zum Einsatz kommt, fährt der Volkswagenkonzern seine Downsizingstrategie weiter. Ist aber auch nicht weiter tragisch, schließlich werden vom TFSI-Fünfzylindermotor und dem großen Turbolader ebenso 340 PS und 450 Newtonmeter erarbeitet wie im BMW 1er M. Trotz geringeren Hubraums wird das Drehmoment von 450 Nm bis zu 5.300 U/Min aufrecht erhalten. Die Sprintzeit des Audi RS3 Sportback liegt mit nur 4,6 Sekunden sogar unter der des BMW 1er M Coupé – obwohl das Leergewicht von 1.575 Kilogramm mehr bemisst. Auch im Verbrauch kann der Audi RS3 Sportback gegenüber dem BMW 1er M punkten: Laut Hersteller benötigt der Audi RS3 Sportback im Schnitt 9,1 Liter Superbenzin – einen halben Liter weniger als der BMW. In Sachen Drehzahl geht der Audi RS3 Sportback sogar noch ein Stück weiter als sein BMW-Konkurrent, bis zu 6.800 U/Min sprechen im sportlichen Sinne für sich.

Bei den technischen Details fahren beide hohes Geschütz auf. Zwar punktet Audi bei den Kennzahlen deutlich mehr, muss sich aber spätestens beim kernigen Sechszylindersound des BMW 1er M Coupé geschlagen geben. Hier ist zudem ein leicht höherer Verbrauch durchaus gerechtfertigt, der in der Realität ohnehin andere Dimensionen annimmt als vom Hersteller veranschlagt. Zudem rollt der Audi RS3 Sportback serienmäßig mit einer Siebengang S Tronic-Automatik vom Band, wogegen beim BMW 1er M Coupé manuell in sechs Gängen geschaltet wird – je nach Geschmack auch ein sportliches Plus für den BMW 1er M, vom reinrassigen Heckantrieb mal ganz zu schweigen. Für wahrhafte Motorsportfans erscheint der BMW 1er M damit wohl interessanter als ein Audi RS3 Sportback. Auch ein sportlicher Pluspunkt für den BMW: Die Bereifung. Auf der Vorderachse trägt der BMW 1er M Pneus mit 245/35 R19-Format, im Antrieb sind es mit 265/35 R19 für die Hinterachse gewohntermaßen noch größere. An der Stelle fällt der Audi RS3 Sportback mit seinem quattro-Antrieb etwas spärlicher aus: Für die vordere Bereifung gibt es 235/35 R19-Pneus, auf der Hinterachse sind es sogar ‘nur’ 225/35 R19-Reifen – das spricht (leider) für einen front-betonten Antrieb des Audi RS3 Sportback.

BMW 1er M Coupé M1In Sachen Design zieht der Audi RS3 Sportback aber deutlich mehr Blicke auf sich, die Außenhaut des Kompaktsportlers wirkt sehr schnittig und sportlich agressiv. Das bislang für die RS-Modelle prägende Chrom weicht einer matten Anthrazitfarbe für Frontpartie und Außenspiegel. Die rautenförmigen Waben im Single-Frame-Grill und den unteren Luftöffnungen des Audi RS3 Sportback werden vom Anthrazitton geziert, ebenso deren äußere Umrandung. Die markant ausgestellten Kotflügel des Audi RS3 Sportback sind für die Gewichtsreduzierung aus kohlefaser-verstärktem Kunststoff gefertigt. Damit wirkt die gesamte Frontpartie des Audi RS3 Sportback äußerst bullig, der bösartige Blick der Xenon-Plus-Scheinwerfer setzt dem vorderen Design allemal die Krone auf. Eine Fortsetzung des gekonnten Design erlangt der Audi RS3 Sportback auch auf der Seitenlinie. Auffällige und zugleich kantig-angelegte Seitenschweller verlaufen unterhalb der beiden Einstiegstüren. Farblich passend zum Chromersatz trägt der Audi RS3 Sportback formvollendete glanzgedrehte 19″-Aluminium-Gussräder in Titanoptik, hinter denen sich die gelochteten und innenbelüfteten Scheibenbremsen verbergen. Wahlweise gibt es für den Audi RS3 Sportback auch schwarze 19″-Leichtmetallräder mit rotem Felgenhorn. Abschließend dem äußeren Anblick überzeugt ebenso wie der Rest auch die Heckpartie vom Audi RS3 Sportback. Ein knackiger Dachkantenspoiler, eine unterhalb der Heckscheibe leicht ausgestellte Kofferraumklappe sowie das obligatorische RS 3-Emblem sitzen passgenau und fügen sich perfekt dem sonstigen Designbild des Audi RS3 Sportback. Entgegen sonstiger RS-Modelle trägt der Audi RS3 Sportback aber keineswegs ovale Endrohre in der Heckschürze. Hier wurde ein leicht elliptisch-geformtes Doppelrohr linksbündig im hochglänzend schwarzen Heckdiffusor untergebracht.

Das BMW 1er M Coupé wirkt im direkten Vergleich des Exterieurs etwas schwachbrüstig. Die rundlich-geformte Doppelniere sowie der Scheinwerferblick machen zunächst einen verspielten Eindruck, auch der Kontrast mit der neuen Frontschürze und den etwas kantiger geformten großzügigen Lufteinlässen rettet den Gesamteindruck nur bedingt. Sämtliche Teile der Frontpartie vom BMW 1er M Coupé sind optisch zwar aus einem Guss, der Wechsel der Formen lässt das Design aber unstimmig erscheinen – hier liegt der Audi RS3 vorerst klar vorn. Dafür wirkt der BMW 1er M allerdings deutlich flacher und breiter in seiner Veranlagung. In der Tat ist der BMW 1er M um 55 Millimeter breiter als das Serien-Coupé und misst damit insgesamt 1,803 Meter in der Breite (Audi RS3: 1,794 Meter). Der kompaketere Eindruck entsteht beim BMW 1er M Coupé allerdings ebenso in der Seitenansicht. Durch die relativ kurze Motorhaube und lediglich zwei verfügbaren Türen kommt der BMW 1er M Coupé knackiger rüber als sein Konkurrent aus Ingolstadt. Doch der schein trügt: Die leichte Heckstufe vom BMW 1er M Coupé lässt die Gesamtlänge auf 4,38 Meter anwachsen, der Audi RS3 Sportback hingegen misst 8 Zentimeter weniger. Ebenso wird das kompakte Aussehen des BMW 1er M Coupé durch den Radstand widerlegt: Im Vergleich zum Audi RS3 mit 2,578 Metern beträgt der Radstand vom BMW 1er M immerhin 2,66 Meter.

Was die Frontpartie nicht so recht wollte, muss das Heck ausgleichen: Gemeint ist neben der Antriebsbauart vor allem die kantige Optik. Was der Audi RS3 Sportback am Ende des Dachs trägt, sitzt beim BMW 1er M auf der Kofferraumkante – nämlich ein kleiner Heckspoiler. Etwas schärfere Kurven als im vorderen Teil zeigen auch die Rückleuchten des BMW 1er M, die L-förmig seitlich der Heckklappe sitzen. Auch wenn er laut BMW kein M1 werden durfte, trägt der BMW 1er M zumindest das klassische M-Emblem am Heck. Die Kofferraumkante wirkt durch die tiefgezogene Heckschürze etwas hoch gelegen. Auch beim BMW 1er M gibt es einen Heckdiffusor, der ebenfalls im glänzendem Schwarzton das Heck zieren darf. Aufgrund der leichten Innenneigung sitzen die beiden Doppelendrohre etwas schräg, zudem sind sie lediglich in die etwas schwach ausgeprägte Einkerbung eingelassen – der Punkt für die hochwertigere Optik gilt hier wiederum dem Audi RS3 Sportback.

Audi RS 3 SportbackDas Interieur beider wirkt auf den ersten Blick gewohnt hochwertig und aufgeräumt. Allerdings hat auch hier wieder Audi RS3 Sportback design-technische die Nase vorn. Der dezent graue Ton im Audi RS3 erklingt in Verbindung mit roten Nähten dermaßen edel und elegant, sodass sich das Interieur vom BMW 1er M Coupé trotz gleichfarbiger Nähte in den Armaturen geschlagen geben muss. Ein markanter Unterschied beider Modelle besteht vor allem im Lenkrad: Das sportlich abgeflachte Multifunktionslenkrad mit griffiger Oberfläche und passenden Einkerbungen zwingt den Fahrer einfach zum Festhalten und Nicht-mehr-Loslassen. Der Schaltknauf grenzt sich beim Audi RS3 Sportback deutlich von den Serienmodellen ab, beim BMW 1er M hingegen deutet kaum ein Interieurelement auf die M-Klasse hin. Die zum Fahrer hin gewölbte Armatur wirkt zwar qualitativ moderat, mit ihr verliert sich aber die eigentlich gewünschte sportliche Atmosphäre des BMW 1er M Coupé. Hinsichtlich der Alltagstauglichkeit punktet der Audi RS3 Sportback per se aufgrund des vollwertigen Kofferraums, umklappbarer Rücksitze und den zwei zusätzlichen Türen. Damit erklärt sich der BMW 1er M, der lediglich als Coupé verfügbar sein wird, leider familien-untauglich.

BMW 1er M Coupé M1Was beide Modell jedoch wiederum gut meistern ist die Spurstabilität, sowie sportlich agile Kurvenlagen und die Bereitstellung von Assistenzsystemen. Traktionskontrolle sowie ein elektronisches Stabilitätssystem bringen sowohl der BMW 1er M wie auch der Audi RS3 Sportback mit, wenn auch der Audi die sicherere Fahrweise mit seinem Allradbetrieb besser unterstützt. Für den drastischen Start an der Ampel liegt allerdings der Audi RS3 vorn: Dank einer zusätzlichen Launch Control, welche der BMW 1er M nicht besitzt, startet der Audi RS3 Sportback mit geballter Kraft und minimalem Schlupf gen Horizont. Hier kommt ihm erneut der quattro-Antrieb zur Hilfe, der die Kräfteverteilung mühelos abwickelt und auf die etwa gleichermaßen gewichtsbelasteten Achsen verteilt. Für Freunde des heckbetonten Fahrens im BMW 1er M Coupé bleibt hier nur das nötige Feingefühl für das Gaspedal.

Abschließend entscheidet aber – wie so oft – der Geschmack an einem Automobil. Die technischen Rafinessen finden sich sowohl beim Audi RS3 Sportback wie auch im BMW 1er M Coupé, sie stehen sich nur in wenigen Dingen nach. Neben der reinen Geschmacksache punktet der Audi RS3 dank des Sportback-Anhangs jedoch mit mer Komfort und Raumangebot. Letztendlich lohnt sich wohl beidermaßen eine ausgiebige und sportliche Probefahrt. Preislich unterschieden sich beide Modelle kaum voneinander: Der BMW 1er M schlägt mit 50.500 Euro zu Buche, der ebenso üppig bestückte Audi RS3 Sportback liegt mit 49.900 Euro knapp darunter. Über weiteres entscheidet wie immer das Verlangen nach zusätzlicher Ausstattung, die aber weder beim Audi noch beim BMW von Nöten ist.

Unser Hauptautor und Chefredakteur. Hat eine Schwäche für Hothatches, Audi RS-Modelle und sonstige V8-Boliden. Privat bleibt er bislang der Marke VW treu.

3 Comments

  1. selten einen so schlechten bericht gelesen…

    • selten so einen unproduktiven kommentar gesehen…

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