Was tun manche Tuningfirmen nicht alles für ein Superlativ der Kompaktbaureihe. Der Audi RS 3 Sportback war dem Schweizer Unternehmen SPORTEC längst nicht genug, schon gar nicht in der serienmäßigen 340 PS-Variante. Umgehend wurde ein SPORTEC RS 550 ins Leben gerufen, der aus dem Reihenfünfzylinder ein wahres Kraftpaket von 550 PS formen sollte. Im Test hat sich die Leistung klar bewährt, doch mit der Traktion hat der Audianer jetzt kleine Schwierigkeiten.
Operation am offenen Herzen: Der SPORTEC RS 550
So kraftvoll und elegant kam vor dem 8PA-Modell noch kein kompakter Audi daher, der RS 3 hat sich schnell Freunde gemacht (uns inklusive). Er ist schnell, agil und dank des quattro-Antriebs auch im Winter ein herzensguter Begleiter. Die kontroversen Diskussionen über die unterschiedliche Reifenbreite vorn und hinten haben sich mittlerweile verflüchtigt, der Erfolg gibt dem RS 3 Sportback aber wohl recht:
Die fünf Zylinder katapultieren den Ingolstädter in 4,6 Sekunden dank Launch Control auf die 100 Km/h-Marke, sein maximales Drehmoment von 450 Nm greift bereits bei 1.600 Touren. Wer mehr will, fährt einfach in die Schweiz. Nicht etwa wegen des phänomenalen Tempolimits auf dortigen Autobahnen, sondern für eine Leistungskur bei Tuner SPORTEC aus Höri bei Bülach.
Die Basis des SPORTEC RS 550 ist und bleibt der audianische 2.5-Liter-R5-Turbo, welcher sich allerdings einem langwierigen chirurgischen Eingriff unterziehen lassen durfte. Der Serien-Turbolader wurde durch ein hauseigenes Fabrikat ersetzt, ebenso erging es dem Ladeluftkühler (der ab Werk bereits bis zu 80 Prozent Wirkungsgrad schafft) und den Ansaugwegen.
Für die zündende Idee hin zu sagenhaften 550 PS sowie 650 Nm Drehmoment (bei 3.840 U/Min) gibt es zudem einen Satz Hochleistungszündkerzen. Abgerundet wird die Operation durch eine neue Sportabgasanlage samt Klappensteuerung sowie einen SPORTEC Rohrkrümmer. In Verbindung mit einer überarbeiteten Abstimmung von Motorsteuerung und Getriebesoftware, darf sich der RS 3 nun SPORTEC RS 550 nennen und aus dem Stand schon in 3,4 Sekunden Tempo 100 durchbrechen.
Schlichtes Gewand in Schwarz-Weiß für den SPORTEC RS 550
Der Anblick des SPORTEC RS 550 ist nach der Kur beim Schweizer Tuner eher schlichter als in der Serie, doch gerade das macht bei diesem Kompaktsportler den Reiz aus: Understatement als geballtes Allrad-Kraftpaket. Gänzlich schwarzer Singleframe, selbiges bei den unteren Lufteinlässen, kein RS 3-Badge prangt mehr an der Front. Zwei breite schwarze Streifen zieren den linken und rechten Rand der Motorhaube, fortgesetzt wiederum an den Rändern der Heckklappe.
Die Seitenlinie trägt einen dezenten SPORTEC-Schriftzug, hinter den glänzend-schwarzen Leichtmetallfelgen macht sich indes ein blau lackierter SPORTEC RS 550-Bremssattel bemerkbar. Man könnte fast sagen, der Tuner hätte dem RS 3 Sportback die Schärfe genommen, die Leistungsentfaltung widerlegt das glücklicherweise im Handumdrehen.
Den rasanten Antritt verkraften die Pneus des SPORTEC RS 550 nur mühevoll, trotz Launch Control zeigen sich vier schwarze Streifen im Rückspiegel. Davon unbeirrt, gelingt es der vollvariablen Haldex-Kupplung aber dennoch die Kräfte für den stattlichen Kavalierstart zu dosieren:
In gut 3,5 Sekunden sind wir an den 100 Km/h vorbei, der druckvolle Vortrieb arbeitet indes auch gerne bis zur neuen Vmax-Sperre von Tempo 300. Aber schnell fahren kann ja jeder – schneller schnell fahren ist dagegen die Königsdisziplin im Sportwagensegment. Was gäbe es da schöneres, als eine abwechslungsreiche Kurvenstrecke mit variierendem Lastverhalten des 550 PS-Triebwerks? Zum Glück hat die Schweiz hier einiges zu bieten.
Video: SPORTEC RS 470 im Sprinttest
Bretthartes Fahrwerk und ein Klang zum Niederknien
Ein Sprint aus dem Stand ist die eine Herausforderung, Zwischensprints im (obligatorischen) Überholvorgang über Land eine ganz andere. Zwischen 60 und 120 Km/h macht der SPORTEC RS 550 deswegen eine gleichermaßen gute Figur wie beim Kickstart. Belohnt werden wir derweil nicht nur durch schnelles Passieren des Vordermanns, auch die Klangkulisse ist dank der neuen Baugruppe von Tuner SPORTEC ein wahrer Genuss.
Bevorstehende Bergpassagen sind dem schweizerischen Audianer eine willkommene Abwechslung, präzises Lenkverhalten in Kombination mit einer sehr direkten Fahrwerksabstimmung und der quattrophobie bringen uns zügig wie sicher ans Ziel. Eine Sache bleibt allerdings außen vor: Gezieltes übersteuern ist weiter eine Sache für die BMW-Riege, ein nerviges Untersteuern bleibt dank der Schlupfriegelung aber ebenfalls aus.
Wem die 29.500 Schweizer Franken (24.500 Euro) bei der Aufwertung zum SPORTEC RS 550 hin kein Dorn im Auge sind, ist mit dem Leistungssportler bestens beraten. Allerdings sind nochmals 50 Prozent auf den Anschaffungspreis des Audi RS 3 Sportback keine leichte Kost, immerhin mehr als 100 Euro für jedes zusätzliche Pferd.
Fotocredit: P. Lehmann