VW Passat B7 – der alte Neue bleibt gewohnt solide und unverbesserlich

8. Dezember 2010
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Er ist beliebt wie kaum ein anderer seiner Klasse und doch etwas besonderes: Der neue VW Passat B7 gilt als erfolgreichster Mittelklassewagen weltweit und überzeugt jeglichen Autofahrer, der auf Komfort, Qualität, Raum und Fahrspaß nicht verzichten will. Besonders gern gefahren wird der VW Passat als Firmenwagen und von vielfahrenden Familienvätern. Besonders großer Beliebtheit erfreut sich der VW Passat Variant, der in Deutschland zu etwa 90 Prozent geordert wird – insgesamt 80 Prozent der verkauften Modelle sind Dieselfahrzeuge. Folglich wollte der Volkswagenkonzern auch bei der siebten Auflage des VW Passat keine gefährlichen Experimente wagen und bringt den Kombi sogar schon zeitgleich mit der Limousine auf den Markt. Die nach wie vor solide Optik des VW Passat B7 beweist hohen Wiedererkennungswert gegenüber seinem Vorgänger, wurde jedoch zeitgemäß überarbeitet und dem modernen VW-Design nachempfunden.

Die Grund für die Beliebtheit der Kombiversion des VW Passat ist mehr als deutlich: Das Raumangebot ist im Verhältnis zur Gesamtgröße des Fahrzeugs bisweile unübertroffen. Wo das Design des geräumigen Laufburschen in neuem Glanz erscheint, wächst die Karosserie so gut wie überhaupt nicht. Zwar wirkt das Exterieur des VW Passat etwas breiter und dynamischer als zuvor, bleibt bei einer Fahrzeuglänge von 4,77 Metern der Mittelklasse treu. Nicht nur die Außenhaut bleibt in gewohnten Zügen, selbiges gilt für den Innenraum des VW Passat. Hier wird weiterhin ein schlichter Stil der Armaturen gepflegt, sämtliche Bedienelemente sind intuitiv angeordnet und weisen ein hohes Maß an Benutzerfreundlichkeit auf. Gegen Aufpreis gibt es zum konventionellen Kunststoffstil auch Holz- und Metallzusätze, Carbon würde hier jedoch etwas über das Ziel hinaus schießen. Kleinere Extras hingegen beweisen erneut Köpfchen in der Entwicklungabteilung von Volkswagen: Wem das herkömmliche Öffnen der Heckklappe mal zu umständlich daherkommt, der kann mit einem angedeuteten Tritt gegen die Heckstoßstange das Aufschwingen der Kofferraumklappe bewirken. Zum bequemen Einladen und Verstauen wird zudem ein verschiebbarer Kofferraumboden bereitgehalten.

In Sachen Motorisierung verhält es sich beim VW Passat ebenso wie mit dem Gesamterscheinungsbild: Schlicht und solide. Angeboten werden bisweilen drei Dieselversionen und ein TSI-Aggregat. Für die Flottenkunden der Langstrecke könnte sich trotz genügsamer Leistung von nur 105 PS der Einstiegsdiesel mit 1.6 Litern Hubraum eignen. Er zeigt nicht nur ein gleichmäßig anliegendes Drehmoment von 250 Newtonmeter und damit sanfte Beschleunigung, sondern ist zudem auch unverschämt sparsam: Laut Herstellerangabe liegt sein Durst bei fast kläglichen 4,2 Litern im Durchschnitt. Hinzu kommt auch ein harmonisches Wiederanlassen des Motors über die Start-Stopp-Automatik. Seine größeren Geschwister aus dem 2.0-TDI-Triebwerk leisten 140 bzw. 170 PS und bringen den VW Passat entsprechend schnell voran, starten den Motor nach automatischer Abschaltung aber deutlich ruppiger. Ihr Verbrauch kann indes nicht mit dem smarten Einstiegsmotor mithalten, dafür dürfte das Überholmanöver auf der Landstraße ein Leichtes für den VW Passat werden.

Wem die knackige Benzinervariante mit TSI-Motor besser gefällt, wird immerhin einmal beim VW Passat fündig. Der mittlerweile renommierte 1.4-Liter-TSI bringt stattliche 122 PS und kontinuierliche 200 Newtonmeter auf die Kurbelwelle, was im Benzinersegment durchaus als State-Of-The-Art bezeichnet werden kann. Besonders überraschend im VW Passat B7: Die 200 Newtonmeter liegen von 1.500 bis 4.000 U/Min durchweg an, was eine optimale Kombination aus Diesel- und Benzinereigenschaften darstellt. Über den Geschmack des Antriebskraftstoffs lässt sich sicherlich streiten, weniger jedoch beim Getriebe: Hier ist ganz klar das moderne DSG-System des Volkswagenkonzerns zu empfehlen. Wenn auch die manuelle Schaltung im VW Passat etwas knackiger daherkommt, badet der VW Passat als Serienfahrzeug durchaus im Ruhm des DSG. Wer etwas mehr Power im VW Passat B7 erwartet, wird vorerst noch vertröstet: Die V6-Benzinerversion kommt erst im Laufe von 2011, wird dafür aber 300 PS mitbringen und höchstwahrscheinlich die neuen 3.0-TFSI-Maschine aus dem künftigen Audi S6 besitzen.

Der Fahrwerkskomfort ist im VW Passat nach wie vor vorhanden, somit eigentlich sich der stabile Mittelklassekombi auch eher für genügsame als für sportliche Fahrausflüge. Zwar stehen neben der “comfort”-Stufe auch zwei weitere Fahrwerkseinstellunge zur Verfügung, bewirken jedoch kein wirkliches Plus in Sachen Fahrdynamik. Fortschrittlich dagegen zeigen sich die neuen Assistenzsysteme im VW Passat. Ein kleiner Anti-Müdigkeitssensor bewacht die starre Lenkradhaltung und alarmiert bei zulangem Verharren den Fahrer – für schlappe 25 Euro Aufpreis. Ein smarter Spurassistent liest Begrenzungslinien auf dem Asphalt aus und lenkt flott durch die Kurven der ländlichen Straßen. Dennoch sollte sich jeder VW Passat-Fahrer der eigenen Lenkaktivität sicher sein, der Assistent stellt keine Garantie für unfallfreies Autofahren dar. Ein weiteres Extra ist aber noch besonders hilfreich: Der Fernlichtassistent! Er blendet bei Bedarf durch Gegenverkehr die Lichter des VW Passat automatisch ab und auch wieder auf – ein deutlicher Zuwachs an Fahrkomfort im VW Passat B7.

Die Anschaffung des neuen VW Passat B7 ist für die gewachsenen Eigenschaften eigentlich ein Schnäppchen: Für nur 24.450 Euro gibt es den VW Passat als Limousine mit dem 1.6 TDI und 105 PS, genau 1.000 Euro mehr sind für die gleichwertige Kombiversion veranschlagt. Damit liegt der Wolfsburger knapp über der mutmaßlichen Konkurrenz vom Ford Mondeo und Opel Insignia. Die verhältnismäßig niedrigen Anschaffungskosten sind allerdings auf klare Ersparnisse in Forschung und Entwicklung zurückzuführen: Da Volkswagen derzeit an einem Baukastenkonzept arbeitet, welches in einigen Jahren marktreif sein wird, wurde beim neuen VW Passat keine grundlegende Revolution eingeläutet sondern vielmehr eine umfassende Renovierung des Vorgängers vorgenommen. Das Ergebnis darf sich mehr als sehen lassen und läuft letztendlich auf eine Win-Win-Situation für Anbieter und Nachfrager hinaus…

Und falls jemand Spanisch lernen möchte…

Unser Hauptautor und Chefredakteur. Hat eine Schwäche für Hothatches, Audi RS-Modelle und sonstige V8-Boliden. Privat bleibt er bislang der Marke VW treu.

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